von JuliaSivadi
Um nicht 11 Stunden Flug in Kauf genommen zu haben, um sich in Dallas lediglich der Arbeit zu widmen, machte ich mich ans Reisen innerhalb Amerikas. Nicht nur Miami, New York, Houston, Boston, Chicago und San Francisco standen am Programm, sondern auch „Little Las Vegas“ Shreveport, Austin, Alabama, St. Louis, Seattle, Nassau und weitere, geplant oder auch nicht, ein Spektakel waren sie allemal. Besonders präsent in meinem Gedächtnis sind nach wie vor St. Louis und Salt Lake City, beide fallen in Kategorie ungeplant.
Es war Juni, in Dallas liefen die Vorbereitungen für den Independence Day an, in den Shops waren überall Tassen, T-Shirts, Bilder und Blumentöpfe mit amerikanischen Flaggen zu kaufen, an Straßenständen wurden Fahnen vertickt und die Restaurants im West End bereiteten sich auf die alljährliche Parade vor. Der Trip nach Kanada begann vielversprechend, ich freute mich unheimlich auf Vancouver, mein AA-Flug startete pünktlich, ruhig überflogen wir New Mexiko und Colorado, bis es etwas unrunder und ruppiger wurde, das Flugzeug rüttelte und ruckte und die Durchsage ertönte, dass wir auf Turbulenzen stoßen würden. Da dies nicht das erste Mal war, dass ich eine derartige Nachricht hörte, brachte sie mich nicht großartig aus dem Gleichgewicht, jedenfalls nicht sofort, spätestens aber, als der halbe Kaffeebecher meines Sitznachbarn auf meinem Hosenbein und im Schuh landete und aus den Lautsprechern über uns die Mitteilung erfolgte, dass eine Notlandung in Salt Lake City, Utah vorbereitet wurde.
Wegen des starken Windes und der Tornadogefahr mussten wir das Flugzeug sogar verlassen und hätte ich nicht meinen Sitznachbar gehabt, an dem ich mich festhalten konnte, wäre ich vermutlich wortwörtlich „vom Winde verweht“ geworden. Er hatte ohnehin noch seine Schuld zu begleichen und lud mich kurzerhand auf eine Tasse frischgebrühten Kaffee im Transitbereich ein, ohne Turbulenzen, ohne Gewackel und ohne Gefahr eines heißen Oberschenkels (vom Kaffee). Nach etwa 2 oder 3 Stunden verbesserte sich das Wetter und unsere Maschine wurde wieder startbereit erklärt. Wieder in der Luft, kam nach 40 Minuten abermals die Turbulenzen Ansage, kurz vor Seattle dann die Meldung zur Landung. Ich war sicher, dass dies meine letzte für diesen Tag wäre, allerdings musste ich dann erfahren, dass ich bis Vancouver gebucht wäre und keine Möglichkeit hätte, mein Gepäck in Seattle in Empfang zu nehmen. Mit meiner Meinung war ich nicht alleine und eine wachsende, reklamierende Meute bildete sich um den AA-Mitarbeiter, bis dieser dann das Flugzeug leeren ließ. Doch natürlich wollte ich immer noch nach Vancouver…
Ob der Frage, wie ich dort nun hinkäme, blickte ich Hilfe suchend zu meinem Ex-Sitznachbar, der den Wink offenbar verstand. Gemeinsam starteten wir die Weiterreise in einem supergemütlichen, topp ausgestatteten, neuen Greyhound-Bus mit Essen und Getränken an Bord, Toilette und TV und vor allem ohne Zwischenlandung.
© JuliaSivadi 2021-02-17