Bla bla blub

Malwi

von Malwi

Story

Manchmal bin ich echt froh, dass ich es nicht wie mein Vater gemacht und Chinesisch gelernt habe. „Es ist doch ganz einfach!”, behauptet der immer gerne. “Es gibt nur 180 Radikale, aus denen kannst du dann jedes beliebige Schriftzeichen zusammensetzen!“ An seiner Stelle würde ich allerdings nicht damit prahlen, eine Sprache gelernt zu haben, von der man später nur genau zwei Worte kann.

Obwohl China auf meiner Liste der Länder steht, die ich später unbedingt mal bereisen will, versuche ich derzeit mein Glück lieber mit einer anderen asiatischen Sprache. Auch, weil ich Chinesisch nicht regelmäßig höre- da hätte ich enorme Probleme mit der Aussprache. (Habe ich ja jetzt schon, wenn ich versuche, irgendeinen chinesischen Namen auszusprechen.) Erst später wurden mir die Konsequenzen meiner Entscheidung bewusst.

Japanisch war also meine Wahl. Eine Sprache mit- oh je- DREI Schriftsystemen. Vergiss die Radikale. Während es in Hiragana und Katakana noch irgendeine für Europäer*innen verständliche Logik gibt, bleibt Kanji ein für alle Mal ein Rätsel. Jedes Schriftzeichen muss ich mir einzeln aufschreiben, mit allen Bedeutungen. Und das Schlimmste: Meine ungeübten, an lateinische und kyrillische Buchstaben gewöhnten Augen können die meisten Schriftzeichen nicht voneinander unterscheiden. Ich kann dazu nur sagen: “Also, hier steht… oh… hier ist irgendwas Fusseliges, was ich nicht lesen kann.”

Und damit noch nicht genug. Das nächste Rätsel gaben mir die Zahlen auf. Die heißen doch tatsächlich beim Dinge aufzählen anders als normalerweise, und zwar auf eine Art, die keine für Europäer*innen verständliche Logik aufweist. Hier werden die drei Schriftsysteme für eine Weile sogar praktisch. Wie sonst sollte man erkennen können, dass vor einem eine Zahl steht und kein seltsames neues Wort? Einzig die Zahl Sieben bleibt auch beim Aufzählen ihrem alten Namen treu… ändert sich aber plötzlich in der Uhrzeit. Wie soll ich mir das im Leben merken können? Und was mich noch mehr interessiert: Wie merken es sich die Japaner*innen?

Ein weiteres Mysterium ist für meinen europäisch geprägten Kopf der Satzbau. Mal ehrlich, das, was man hierzulande “Präposition” nennt, sollte dort eher “Postposition” genannt werden. Ich habe Ewigkeiten gebraucht, um zu verstehen, dass es im Satz “Es gibt drei Fenster im Raum” eigentlich “Raum im ist Fenster ist drei es gibt” heißen soll. Immerhin denken sich wahrscheinlich gerade Japaner*innen, die die wahnsinnige Idee hatten, Deutsch zu lernen: “Nani?! Was soll dieser unsinnige Satzbau?! Was hat sich derjenige, der diese verfluchte Sprache erfunden hat, dabei gedacht, verdammt noch mal?!”

© Malwi 2022-07-03

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