von MolaMoon
Handlung
An ihrem 16. Geburtstag erfährt Amaris, dass sie adoptiert wurde und zu ihrer leiblichen Tante ziehen soll, die darauf besteht, die Talente ihrer Nichte zu fördern. Davon ist Amaris zuerst nicht begeistert und doch wendet sich alles. Die Veränderung ihres Schicksals liegt dabei in ihren Händen. Die Geschichte wird aus der Sicht von Amaris (Ich-Perspektive) erzählt.
Vorwort
Liebe Leserinnen und liebe Leser,
nach langer Zeit entsteht nun der erste Band der Black Lake Saga-Trilogie. Ich muss gestehen, dass diese Trilogie ein Teil meines Lebens widerspiegelt.
Im Jahr 2010 gab es viele Abschnitte, die ich in meiner Schulzeit durchlebt hatte und ich eine faszinierende Welt der Schwarzen Seele eintauchte. Die Widmung ist an diese Person (Nicole) gedacht, die mich vieles über diese Schwarze Szene aufklärte. (Insbesondere den Kleidungsstil und die Metal Musik)
Eines Tages hat mich sie gefragt, ob ich nicht Lust hätte, eine solche Geschichte im Stil einer dunklen Romanze, Dramatik in einer dunklen fantastischen Welt zu schreiben. (Ich hatte zuvor, zwei kurze Mystery-Fantasy Novellen geschrieben) Meine „kleine Schwester“ wollte eine Trilogie.
Leider hatte ich keinen Kontakt mehr zu Nicole (was sehr schade war), dennoch wollte ich sie nicht vergessen.
Ich machte mir Gedanken zu den Charakteren und ihre Schicksale, dann fing ich mir an vorzustellen, wie diese eine Bindung eingehen würden und was sie gemeinsam prägten.
Viele meiner Leser, die die Leseprobe der ersten drei Kapitel des ersten Bandes gelesen haben, fragten sich, warum die Vergangenheit nicht in diesem Teil eine große Rolle sp
ielte. Ich dachte, es würde vielleicht besser sein, damit zu warten.
Eins ist sicher, wie Mark Twain sagte: „Jeder ist ein Mond und dieser hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt.“
Mola
Prolog
Ich hatte mir nie viele Gedanken über meine Zukunft gemacht, obwohl ich diese tun musste. Und doch hatte sich mein Schicksal ganz plötzlich verändert. Meine Träume waren auf eine dunkle Welt gerichtet und fokussiert. Es war sicher nicht leicht, aber als Kind des Mondes war ich bereit, einen weiteren Schritt zu machen.
Ein wenig Angst und Unsicherheit verspürte ich schon, doch das ließ mich kalt. Ich war bereit meine Ziele zu erreichen. Es war eine große Verantwortung.
Ich wachte auf und hatte schlecht geträumt. Einst wusste ich: Das Schicksal lag in meinen Händen.
Umzug nach Death Tale
Mein Schicksal hatte sich an meinem 16. Geburtstag geändert. Ich hielt wichtige Papiere in meinen Händen fest. Meine Hände zitterten vor Wut und Angst. Innerlich spürte ich auch die Gefühle von Hass, Belogen worden zu sein und Trauer. Ich las nochmal alles durch. Ich hasste Lügen. Schreie setzten sich meinen Kopf fest und mein Herz raste vor Zorn. Es pochte laut. 16 Jahre lang wurde ich belogen. Ich hatte mich in mein Zimmer eingeschlossen und wollte nicht mehr heraus. In ihre Augen wollte ich nicht mehr schauen. Sie riefen mich schon zum 10. Mal zum Abendessen, doch ich versuchte keine Antwort zu geben, sowie zu sagen. Sie kam die Treppen hoch und klopfte an meiner Zimmertür. „Amaris, komm doch bitte zum Abendessen!“, flehte sie mich an. Sie klang verzweifelt. Ich blieb auf meinem Bett sitzen und rührte mich nicht von der Stelle. Dreimal wiederholte sie noch ihre Aufforderung mit bettelnder Stimme. Ich hatte ohnehin keinen Hunger mehr seit ich von diesem Schreiben wusste, was die Tatsache war: Ich war adoptiert worden! Das stand fest und der Druck stieg.
Vom ersten Augenblick an, seit ich dies gefunden hatte, wusste ich, dass ich kein Wunschkind war. Meine Mutter (die ich nie kennenlernen konnte) hatte mich an fremde Menschen abgegeben (die für mich an diesem Tag nicht mehr als dumme, verlogene Kreaturen waren). Auch die Gedanken zu meinem Erzeuger drehten sich wie in einem Kreis in meinem Kopf. Das Wort „Mutter“ war nicht auszusprechen, da sie eher eine Rabenmutter war und mein „Vater“ blieb Mister XY in meinen Augen. Ich konnte es noch immer nicht fassen, dass ich adoptiert wurde.
In der Zwischenzeit hatte meine Ziehmutter wahrscheinlich die Hoffnung aufgegeben, mich weiter zu rufen. Sie war vermutlich im Wohnzimmer. Die Lautstärke des Fernsehers war laut und ich wusste, welcher Film ausgestrahlt wurde; The dark willow. Er war einer meiner Lieblingsfilme, doch an diesem Tag wollte ich ihn nicht mit meinen Zieheltern anschauen. Mein Magen begann unvermittelt zu knurren. Ich stand auf, ging leise aus meinem Zimmer und schloss vorsichtig die Tür. Ich versuchte schleichend hinunter in die Richtung der Küche zu gehen, doch mein Ziehvater hatte mich bemerkt. Er war immer der Meinung, dass er auch hinten Augen hätte und wusste, wenn ich was angestellt hatte. Ich durfte mir bei ihm keine Lügen erlauben und musste gehorchen.
„Amaris, Liebes, wir müssen mit dir reden.“, sagte er mit ernster Stimme und schaute mich mit seinen dunklen Augen an. Meine Ziehmutter stand neben ihm. Ich sah beide mit einem wutentbrannten Blick an und schrie sie an: „16 Jahre lang habt ihr mich belogen und mir kein einziges Wort von allem gesagt! Ihr seid echt feige!“ Dabei hielt ich ihnen nervös die Adoptionspapiere vor ihre Augen, „Und das finde ich in der Schublade meines Nachttisches unter einem Kartonstück tief versteckt neben meinem Tagebuch. Wie dumm haltet ihr mich? Zeigt mir euer wahres Gesicht!“
Meine Ziehmutter fing an zu weinen und schlug sich die Hände über den Kopf. Mein Ziehvater versuchte sie zu trösten und zu beruhigen. Ich schritt zum Kühlschrank und holte mir den Rest vom Linsen-Mango-Curry Gericht, das er am vorigen Mittag gekocht hatte. Ich nahm einen Teller, belegte ihn mit dem Übrigen und ließ es in der Mikrowelle für drei Minuten und vierzig Sekunden aufwärmen. Als die Zeit abgelaufen war, holte ich den Teller heraus, nahm noch anschließend Messer und Gabel und setzte mich an den Esstisch. Sie setzten sich hinzu. „Amaris, wir müssen gleich mit dir darüber reden, wenn du aufgegessen hast.“, wagte er mit beruhigender Stimme zu sprechen. Was gab es darüber noch zu reden?, fragte ich mich genervt. Ich schaufelte meine Gabel mit dem Essen und stopfte mir es in den Mund, sodass mein Frust anzumerken war. Als der Teller leer war, wusch ich ihn ab. Dann legte ich ihn in die Spülmaschine und knallte die Tür hoch.
„Jetzt lasst uns miteinander reden. Amaris, wir wissen, wie du dich fühlst. Wir haben dir nichts gesagt, zu deinem eigenen Schutz. Du hast das Recht darüber Bescheid zu wissen, doch es ist uns sehr schwer gefallen, die richtigen Worte zu finden … Es tut uns sehr Leid, dass du selbst die Wahrheit erfahren musstest. Wir mussten deiner Mutter versprechen, dass du es an deinem 16. Geburtstag erfährst. Wir dachten, dass das zu früh wäre, im Gegensatz dazu war deine Mutter in deinem Alter schon mit dir schwanger und überfordert mit der gesamten Situation. Sie wollte dich zuerst an ihre ältere Schwester Adrienne übergeben, doch deine Tante ist eine sehr beschäftigte Karrierefrau und könnte sich nicht um dich kümmern. Sie ist eine sehr berühmte Sängerin von einer Symphonic-Metalband, deren Name Flame Snake ist. Ihre Stimme überwältigt die Menschenmenge. Sie ist großartig …“, erzählte mir mein Adoptivvater.
„Und wer seid ihr?“, unterbrach ich ihn, „wie steht die Beziehung zwischen meiner Mutter und Euch?“
„Deine Ziehmutter ist die beste Freundin von deiner Mutter. Trista hieß deine leibliche Mutter und hat dich uns übergeben. Qadira und ich kümmern uns um dich seit deiner Geburt. Wir waren selbst jung und doch haben wir die Verantwortung genommen. Ich hatte für Qadira und dich gekämpft, um euch ein behütetes Leben zu schenken, deshalb hatte ich auch früher zwei verschiedene Jobs angenommen und mein Medizin Studium abgebrochen. Nun “, sicherte er mir zu.
„Das stimmt und wir werden zusammen immer deine Familie sein, egal was kommen wird.“, bezeugte meine Pflegemutter. Mein Pflegevater Thorn war immerhin zehn Jahre älter als sie und doch sah er noch jung aus. Sein Haar war bisher nicht ergraut, auch als er viel Stress hatte. Manchmal glaubte ich, ich hätte alle überfordert, dabei war ich selbst überfordert mit der Situation. Ich wollte es selbst nicht einsehen. Der Druck hatte sich jedoch ein wenig gelöst und mein Herz pochte nicht mehr so laut. Wo gehörte ich denn wirklich hin? Und wieso will meine Tante nicht für mich da sein? Mein Vater überreichte mir ein Foto und sagte: „Das ist deine leibliche Mutter mit deiner Ziehmutter. In ihren Armen hielt sie dich fest.“ Ich betrachtete das Foto und fing wieder an zu zittern und begann ebenfalls zu weinen. Qadira schloss ihre Arme um mich und umarmte mich tröstend. Ich schaute mir das Foto an und entdeckte, dass ich meiner leiblichen Mutter sehr ähnlich war: Alle Gesichts- und Körperzüge hatte ich wie sie. Ich nahm das letzte Erinnerungsstück und ging langsam traurig hoch in mein Zimmer zurück.
Gute Nacht, Liebes!“, rief mir meine Ziehmutter zu. Ich nickte spärlich und schloss sanft die Tür zu. Folgende Tage und Monate vergingen. Ich zog mich weiter zurück und musterte jeden Abend, vor dem Schlafengehen, das Erinnerungsfoto. Dann schlief ich.
***
Drei Monate später wendete sich alles erneut. Es war der erste September. An diesem Morgen wachte ich erschreckt auf, da ich ein rasendes Auto hörte, das die schwarze Engelsstatue umfuhr und diese niederfiel, als der Wagen bremste. Die Bremsen quietschten. Ich eilte zum Fenster. Ein schwarzer Lotus parkte vor unserer Haustür. Der Name des Modells war Evora und hatte vier Sitze. Ich kannte mich schon ein wenig mit Autos aus; insbesondere die Modelle der unterschiedlichen Automarken und weitere wenige Informationen. Plötzlich öffneten sich die Türen des Wagens. Eine Frau in einem schwarzen Kleid stieg aus. Sie trug langes schwarzes Haar und eine Sonnenbrille. Über ihrer Schulter hing eine schwarze Tasche. Gegenüber von ihr stand ein junger Mann. Ich schätzte ihn zwei Jahre älter als ich. Er hatte ebenfalls schwarzes Haar, das schulterlang war. Er trug einen schwarzen, weiten langen Mantel, der bis zu seinen Schuhen ging. Sein Gesicht war leicht mit weißem Make-up gepudert, wie das der unbekannten Frau. „Wir sind spät dran, Valerian! Hättest dich ein wenig schneller beeilen sollen!“, hörte ich sie zu ihrem Sohn verärgert sagen. Der junge Mann verdrehte genervt die Augen und folgte ihr. Wer waren diese Fremdlinge? Ich hatte ein ungutes Gefühl, das sich bald bewahrheitete.
Es klingelte bei uns am Haus. Behutsam ging ich aus meinem Zimmer. Da sah ich, wie meine Ziehmutter schnell zur Haustür eilte. „Oh nein!“, regte sie sich innerlich auf. Es klingelte noch mal. Mein Ziehvater hatte ihren Blick gesehen.
„Schatz, was ist los und warum öffnest du nicht die Tür?“, wollte er wissen.
„Sie hat sie gefunden. Was machen wir jetzt?“ sprach sie stockend.
„Wer?“
„Öffne sie selbst , dann wirst du es sehen!“, befahl sie ihm aufgeregt. Er öffnete die Eingangstür. Ich beobachtete von der Treppe im oberen Stockwerk das Geschehnis; es waren die fremden Personen, die ich vor dem Fenster gesehen hatte. Die unbekannte Frau stolzierte zum Eingang hinein. Sie setzte ihre Sonnenbrille ab.
„Oh mein Gott; es sind Adrienne und ihr Sohn Valerian!“, murmelte Qadira in sich leise hinein, sodass Valerian es nicht hörte, hingegen erkannte Thorn die Unbekannte.
„Guten Tag, Mrs. Merchand und wer seid Ihr? Wie kommen wir zu Ihrer Ehre?“, wollte Thorn in Erfahrung bringen.
Die Unbekannte begrüßte sie zurück: „Ich grüße euch, Freunde von Trista! Ich bin vier Stunden gefahren, um meine verehrte Nichte Amaris abholen zu kommen“ Neben ihr stand mein angeblicher Cousin. Ich schreckte hoch, als ich hinunter blickte. Habe ich das richtig verstanden? Ist das meine Tante Adrienne? Sie kam, um mich abzuholen, aber wieso und weshalb sprach sie formell?
„Wo ist sie denn?“, fragte meine scheinbare Tante. Ich ging verwirrt ins Zimmer zurück. Mein Pflegevater hatte doch erzählt, dass ihre Karriere wichtiger wäre als Kinder und neben ihr stand ein junger Mann
„Oh bitte verzeiht mir! Mein Name ist Valerian Merchand. Ich bin der Sohn von Adrienne Merchand.“, stellte er sich vor. Also doch, waren es meine leibliche Tante und mein Cousin von gleicher Abstammung.
„Lasst uns gemeinsam einen Tee trinken!“, schlug Qadira vor. Ich beschloss leise ins Wohnzimmer zu schleichen, um in Erfahrung zu bringen, was sich ereignete. Es roch nach einem hergestellten Brombeerentee.
„Jetzt tauchst du aus dem Nichts auf und verlangst, dass Amaris zu Euch ziehen wird. Das ist doch kompletter Quatsch! Wer würde dir diese Erlaubnis geben? Wir haben uns um sie gekümmert, seit sie ein Baby war. Sie hat es bestens bei uns. Sie braucht dich nicht!“, regte sich meine Ziehmutter auf. Thorn hatte mich wieder entdeckt. Ich starrte traurig zu Boden. Meine Ziehmutter war empört und wollte ihr weitere Vorwürfe machen, doch sie hatte auch mich gesehen. Adrienne und sie drehten sich zu mir um. Valerian beachtete mich nicht. Den ersten Blickkontakt wollte ich mit ihnen nicht austauschen. Meine Tante erhob sich.
„Ich bin Adrienne, deine Tante; die ältere Schwester deiner leiblichen Mutter Trista.“, begrüßte sie mich. Sie kam auf mich zu und umarmte mich flüchtig. Ich fühlte keine Wärme.
„Freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs. Merchand!“, grüßte ich sie klein beigebend zurück.
„Sag bitte Tante Adrienne zu mir!“, forderte sie mich auf. Mein Cousin stellte sich nun auch nochmals persönlich vor.
„Pack bitte deine Sachen, du wirst nun bei uns wohnen!“ Sie hatte vorhin die Frage von meiner Ziehmutter ignoriert.
„Wer hatte dir das Befugnis gegeben, unsere Ziehtochter zu dir mitzunehmen?“, fragte Qadria sie ein letztes Mal.
„Mein Anwalt hat mir das Recht gegeben, am heutigen Tag das Sorgerecht von Amaris zu übernehmen.“, antwortete Mrs. Merchand leicht gereizt.
„Du kannst doch jetzt nicht erwarten, dass Amaris jetzt sofort zu Euch kommen wird. Vor drei Monaten hatte sie erfahren, dass wir nicht ihre leiblichen Eltern sind und nun drängelst du sie dich kennenlernen.“, meckerte meine Ziehmutter sie weiter an. Meine Tante nahm einen Umschlag aus ihrer schwarzen Tasche, die wie ein Buch aussah und mit nekromantischen Symbolen bestickt war.
„Hier ist ein persönlicher Brief von Trista, den sie verfasst hat und ihren Wunsch äußert, dass ich das Sorgerecht erhalte, wenn Amaris ihr 16. Lebensjahr erreicht. Und darunter die gerichtliche Verfügung!“ Sie übergab ihn an Thorn und er schaute sie unbescheiden an. Er öffnete den Umschlag und las die beiden Briefe vor. Ich stand unter Schock. Meine Blicke wanderten zu jedem einzelnen. Allerdings blieben sie nichtsahnend fixiert auf die dunkelbraunen Augen meiner Tante. Sie tat es ähnlich.
„Nun lass uns endlich deine Koffer packen und zu Onkel Cadell fahren. Er wartet schon ungeduldig.“, appellierte sie leicht erregbar an mich. Kein weiteres Wort kam aus dem Mund von meinen Zieheltern, nur die Körpersprache drückte Trauer und ähnliches aus. Sie ging mit mir hoch und wir machten mein Gepäck fertig.
„Alles Gute zum Geburtstag nachträglich!“, gratulierte sie mir. Drei Monate zu spät, aber du hast wenigstens daran gedacht!, dachte ich mir für sie.
„Danke Mrs. Merchand!“, bedankte ich mich.
„Adrienne.“, korrigierte sie mich. Ich konnte mich noch immer nicht daran gewöhnen. Sie schaute sich in meinem Zimmer um und nahm ein paar von meinen Zeichnungen wahr, die ich gezeichnet hatte. Zeichnen war mein größtes Hobby. Ich malte mit Bleistift-und Aquarellfarben; ich bevorzugte lieber Aquarell, da diese meine Lieblingstechnik war.
„Hast du diese Bilder gezeichnet?“, wollte sie wissen.
„Ja.“, antwortete ich mit leiser Stimme.
„Du hast echt ein sehr großes Talent!“, sagte sie mir begeistert. Ich nahm sie von der Wand und legte sie in meine große Zeichenmappe.
Zwei Stunden vergingen und das Gepäck war fertig gepackt. Wir baten um Hilfe, um sie herunter tragen zu lassen. Thorn und Valerian halfen uns und trugen sie zum schwarzen Lotus Evora. Meine Tante öffnete den Kofferraum und die beiden Männer legten meine Sachen hinein. Valerian schloss den Kofferraum des Wagens.
Der Abschied folgte. Qadira umarmte mich und sagte mir schließlich: „Wir werden immer für dich da sein. Ruf uns bitte an, wenn du angekommen bist und es dir nicht gut geht. Versprichst du mir das? Wir haben dich sehr lieb und pass bitte auf dich auf!“
„Ja, mach‘ ich!“, versprach ich ihr. Thorn drückte mich auch noch mal an sich und versicherte mir, dass Qadira und er mich besuchen kommen würden, wenn ich mich ein wenig eingelebt haben würde. Valerian öffnete mir die Hintertür des Wagens und befahl mir, ich sollte einsteigen. Ich zögerte und stieg schließlich ein. Ich drückte den Knopf, um die Fensterscheibe herunter zu lassen und schaute zum letzten Mal zu meinen Zieheltern hoch. Thorn hielt Qadira tröstend im Arm und beide winkten mir zum Abschied. Tante Adrienne stieg zur Fahrertür ein und fuhr rasend mit Valerian und mir davon, ohne sich zu verabschieden. Sie fuhr sehr schnell. Ich setzte meine Kopfhörer in die Ohren und drehte die Lautstärke meines MP3-Players höher, sodass ich das Gespräch von meinen Blutsverwandten nicht hören konnte und beobachtete die Landschaft.
Stunden, Minuten und Sekunden vergingen. Beinahe war ich eingeschlafen, doch da sagte Valerian mir: „Willkommen in Death Tale, verehrte Cousine!“ Ich schaute kurz hoch. Es war schon dunkel geworden. Die Nacht war schon angebrochen. Adrienne fuhr auf einmal langsamer. Sie parkte ihren Wagen in einem Garagentor einer großen Villa. Mein Magen zog sich zusammen. Mein Cousin öffnete mir die Wagentür und ich stieg aus. Valerian holte meine Sachen aus dem Kofferraum. Adrienne rief nach Cadell: „Cadell, mein geehrter Ehemann, wir brauchen deine Hilfe!“ Mein Onkel schritt edel wie ein König in dunkler Kleidung zur Garage und half seinem Sohn, mein Gepäck hoch zu bringen. Auf seinem Kopf trug er einen schwarzen Zylinder. Er verbeugte sich kurz und stellte sich vor: „Mein Name ist Cadell Merchand. Ich bin Adriennes Ehemann und dein Onkel. Es freut mich sehr, endlich die Bekanntschaft meiner Nichte zu machen.“ Ich nickte leicht und folgte ihnen ebenfalls. Die Villa war sehr groß und unübersichtlich wie ein Labyrinth. Sie hatte insgesamt vier Stockwerke; Untergeschoss, Erdgeschoss und Garten, erstes Stockwerk und zweites Stockwerk. Ich betrachtete die Räumlichkeiten. Sie waren dunkel und dunkle Kronleuchter beleuchteten sie schwach. Alles war ordentlich eingeräumt. Wir bestiegen in diesem Augenblick eine Wendeltreppe mit einem versilberten Geländer des ersten Stockwerkes zum Zweiten. Es war so edel. Der Griff hatte einen gemeißelten Kopf eines Drachens. Ich bemusterte ihn und hielt mich am Geländer fest, als ich weiter hochging. Ich zählte leise die Stufen: 40 Stufen waren es, als wir das zweite Stockwerk erreichten. Keiner sagte etwas und es war still.
„Wir werden dir jetzt dein neues Zimmer zeigen.“, machte Adrienne mich damit aufmerksam. Ich nickte und gähnte. Ein wenig müde war ich schon. Onkel Cadell zeigte mir in der linken abgebogener Richtung auf die dunkelbraune Ebenholztür, in der schöne filigrane Muster rund herum geschnitzt wurden und öffnete sie. Meine Familienverwandte setzten mein Gepäck nieder, verließen das Zimmer und ließen mich allein. Onkel Cadell schaltete zuletzt das Licht an, dann ging er. Ich betrachtete das Zimmer. Es war jedenfalls größer als mein ehemaliges in Wicked Rose. Die schwarze Lampe erhellte leicht den Raum. Alle Möbel waren aus dem selben Holz wie die Tür hergestellt. Wenige Zeit später entdeckte ich mein Bett. Die Decke- und Kissenbezüge waren ebenfalls schwarz, sowie alles vorhin. Schon seltsam, dass sie nicht viel sagen und mich wieder allein lassen! Das ist echt gruselig! Und ist das Wort „Gute Nacht“ überbewertet? Ich verstand ihre Art und Weise nicht. Ich holte mein Handy und schrieb meiner Ziehmutter, dass ich angekommen war und sie sich keine Sorgen machen sollte, obwohl ich mich den ersten Tag nicht wohl fühlte.
Dann schaltete ich es aus und legte mich ins Bett. Ich schlief schnell ein.
© MolaMoon 2024-11-25