Black Lives Matter Demo in Wien

GenerationAktionismus

von GenerationAktionismus

Story

„No Justice, No Peace!“, hallt es immer noch in meinen Ohren. Das waren zwei aufregende Tage bei der Kundgebung am Platz der Menschenrechte am 4.6. und der Demo gegen Polizeibrutalität vor der amerikanischen Botschaft am 5.6.

Als ich die Events in Facebook bemerkte, war für mich klar: Da muss ich hin! Als ich das Video von dem schockierendem Mord an George Floyd versucht habe, anzusehen, ist mein Herz gebrochen. Mir ist unbegreiflich wie viel Hass, Verachtung und Sadismus ein Mensch in sich tragen kann wie der Polizist D. Chauvin. Ich empfand tiefes Mitgefühl, nicht nur für George und seine Familie, sondern auch für alle anderen Menschen, die ihr Leben lassen mussten und müssen aufgrund ihres Aussehens. So wie Will Smith schon sagte: „Racism isn’t getting worse, it’s getting filmed“. Es war ein kollektiver Schmerz. Eine Solidaritätswelle kam. Schock. Dann Proteste. Wut. Zerstörung. Aber ich konnte es verstehen. Videos dieser Aufstände kursieren im Internet. Aufgebracht sehe ich einen schwarzen US Bürger vor einer Reihe Polizisten stehen und sagen: „Officers, all we want is love. I love you. And I love you. Please, all we ask is for some love.“ Es ist emotional. Sie kämpfen gegen die Unterdrückung. Sie wollen Gleichberechtigung. Struktureller Rassismus muss ein Ende haben! Die Solidaritätswelle erreichte schließlich auch Wien und es wurde was organisiert.

Also ging ich am 4.6. mit auf die Straße. Ich demonstrierte. Ich war da. 50.000 andere – vorwiegend junge Leute – auch. Es war ein Wahnsinn. Als ich aus der U-Bahn stieg, schüttete es. Aber das tat keinem weh. Alle waren friedlich, höflich, zuvorkommend. Wir wollten eine Zeichen setzen. Und das haben wir geschafft. „Die größte Demo in Wien seit Jahrzehnten“ hieß es in der Zeitung. Ich bin stolz, ein Teil davon gewesen zu sein. Nur weil so viele gekommen sind, war es so gewichtig. Wir wurden bemerkt.

Um ca. 18 Uhr ging es los Richtung Karlsplatz, weil einfach so viele Leute gekommen sind. Immer wieder jubelte und applaudierte die Menge, schrien im Chor: „BLACK LIVES MATTER.“ Auf den Straßen, die nicht abgesperrt wurden, schlängelten wir uns durch die Autos. Ich sah in viele zustimmende Gesichter. Den einzig genervten, den ich erblickte, war ein Diplomat in seinem fetten Mercedes. Ich war so durstig, wollte die Menge aber nicht verlassen. Ich nahm das wirklich sehr ernst.

Als wir vor der Karlskirche angekommen sind, war das ein Erlebnis. Zusammen schrien wir immer wieder die schon genannten Parolen und auch „George Floyd“. Dann knieten wir. Da es eine Kundgebung war, hielten einige Aktivisten Reden. Um 20 Uhr war die Demo offiziell zu Ende, aber an Heimgehen war für viele nicht zu denken. Sie musizierten zusammen, tanzten, lachten, chillten. Wir alle zusammen. Ich setzte mich auf die Straße und beobachtete ein Freestyle Dance Spektakel. Es war wirklich cool. Nach einiger Zeit kam die Polizei und bat uns, die Straße zu räumen. Das machten wir auch. Friedlich. Wie es sein soll.

© GenerationAktionismus 2020-06-06

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