Blitz und Nebel

Barbara Prinz

von Barbara Prinz

Story

“Bleibt es beim Treffen um 8:00 beim Praterstern?“, fragte meine Freundin.

“Ja, danke, passt gut!“

“Freue mich, bis morgen!“

Tags darauf begleitete ich meine Tochter das StĂŒck zur Schule, denn die S-Bahn-Station liegt nur ein paar Schritte weiter.

Plötzlich war mir, als hĂ€tte ich einen Blitzschlag gesehen. Oder wurde ich von Licht geblendet? Ich wunderte mich. Weder Sonnenstrahlen, noch Regenwolken konnte ich am Himmel erkennen. Kein Donnergrollen war zu hören. Ich ĂŒberlegte, ob es mit einer der Oberleitungen am nahegelegenen Bahnhof zu tun haben könnte? Meine Gedanken kreisten um das Geschehen.

Mittlerweile waren wir beim SchulgebÀude angekommen.

„Woher kam der Blitz am Himmel, Mama?“ fragte mich meine Tochter. Ich war verblĂŒfft.

„Hast Du das auch gesehen?“

“Ja!“

„Vielleicht finde ich heraus, woher das kam. Ich bin ohnehin in diese Richtung unterwegs. SpĂ€ter versuche ich Dich nach dem Unterricht abzupassen. Dann weiß ich mehr. TschĂŒĂŸ!“

Ich zwinkerte meiner Kleinen zu und marschierte direkt weiter zur S-Bahn.

Kaum zwei Minuten spĂ€ter hielt der Zug und ich stieg ein. Plötzlich kam eine Durchsage, dass ein „schadhafter Zug„ ausfallen wĂŒrde, sich die Abfahrt der nachfolgenden verzögern wĂŒrde.

Es entstand Unruhe bei den FahrgÀsten, ich beobachtete und wartete ab. Die nÀchste Lautsprecherdurchsage verstand ich nicht, der Lautsprecher knackste, die Worte waren verzerrt.

“Hoffentlich fĂ€hrt mein Zug bald los, sonst komme ich zu spĂ€t zum Treffen!“

Feuerwehrleute eilten am Zugabteil vorbei. Die FahrgÀste waren alarmiert und in Warteposition. Ratlosigkeit machte sich breit. Mussten wir auf Schienenersatzverkehr umsteigen?

Einige Menschen sahen besorgt auf die Uhr, verließen dann tatsĂ€chlich den Zug und eilten davon. Ich wartete und hoffte, dass der Zug abfahren wĂŒrde. Jeder Umweg wĂ€re zeitraubend.

TatsÀchlich, 10 Minuten spÀter war der Schaden behoben. Die Bahnstrecke wurde freigegeben und los ging die Fahrt direkt zum vereinbarten Treffpunkt.

„Hallo, danke fĂŒr das Warten!“, rief ich meiner Freundin zu. „Das war ein Nervenkitzel! Ein Blitz, ein Lichtfunken, Stillstand im Schienennetz! Jetzt können wir los!“

Wir spazierten die Praterallee entlang, sie war völlig im Nebeldunst versunken. Mystische Stimmung. Vereinzelt konnten wir andere Menschen erkennen, die auch dies zauberhafte Stimmung erlebten.

„Die Nebel von Wien!“, sinnierte ich. Meine Freundin lachte. „Ja! Stimmt! Schau, da vorne. Die Vögel passen dazu!“ Wir beobachten die unzĂ€hligen KrĂ€hen, wie sie auf Nahrungssuche waren und mit ihrer Beute hoch hinauf in die BĂ€ume flogen.

Nachdem wir eine große Runde spaziert waren, bogen wir zum GelĂ€nde der WirtschaftsuniversitĂ€t ab. Wir bestaunten die Architektur und farbliche Gestaltung der GebĂ€ude.

Als Abschluss gönnten wir uns im CafĂ© Tee und SĂŒĂŸes und plauderten ĂŒber unsere bevorstehende Reise. In knapp einem Monat planten wir gemeinsam nach Großbritannien zu fliegen, in die Nebel von Avalon.

© Barbara Prinz 2020-02-12