von Micaela Hemesath
Gewaltig, einzigartig, laut, bunt und die Allererste in ganz Deutschland! Die Discothek BLOW UP im Künstler und Nachtviertel von München. Eröffnet 1967 und genau über uns. Uns, ist das Wein Nachtlokal meiner Opernsängerinnenmutter. Sie eröffnete den ehemaligen, ausgebauten Luftschutzkeller 1950 und führte ihn 25 lange Jahre. Immer in lautem, rauchigen Ambiente. Dann das! Eigentlich war es ein Kino über uns, die Schauburg am Elisabeth-platz in München Schwabing. Ein großes elegantes Kino, das fast um den ganzen Häuserblock führte. Genauso riesig war unser Lokal. In den 50er, 60er Jahren eine gut besuchte und bekannte Oase für Weinkenner und Musikfreunde und Künstler. Meine Mutter schmetterte mit ihrem Sopran die bekannten Opern und Operetten und das Publikum liebte und verehrte sie. Lukullisch war unser Lokal bekannt in ganz München für das gute ungarische Gulasch. Mein Opa war Ungar.
Mit meinem damaligen Münchner Freund besuchten wir die neue Disco und waren fasziniert von der Größe, der Musik und der Lautstärke. Mit ihm legte ich gerne einen flotten Rock ´n´Roll hin und wir wurden beklatscht, denn wir beherrschten sogar den Überschlag. Anschließend gingen wir hinunter in den “Burgkeller” und stärkten uns an der Zenzi (unsere Köchin), ihren „Russischen Eiern“. Würde heute auch keiner mehr sagen, nur weil Kaviar auf den harten Eiern lag. Das ganze auf Fleischsalat mit ordentlich viel Mayo.
Wieso mir das heut einfällt? Weil ich “ aufgeblasener Angeber”, laut und wütend gestern zu einem SUV Besitzer gesagt habe.(War aber leider Ausländer?!) Das Szenario: Starker Regen, plötzlicher wichtiger Termin in Salzburg, Busfahren zu spät, also rein ins Auto und Parkplatz suchen am Mirabell-platz. Bei dem Sauwetter war alles voll. Ich drehte meine Runden und fand ein schmales Plätzchen zwischen zwei “aufgeblasenen ” Riesen, schwarz, breit, und unverschämt über den Strich parkend. Da nichts mehr frei war, manövrierte ich mein kleines Auto dazwischen und musste Aussteigen, wie ein Schlangenmensch im Zirkus. Nicht vergessen: Es goss in Strömen! Schirm aufmachen und raus schlängeln ging nicht gleichzeitig. Da grinst er mich doch glatt frech an, der Batzi, der Englisch parlierend im Nachbarauto sitzt, mit dem Handy auf dem Schoß. Schon mal was von Höflichkeit gehört? Ein bisschen vorfahren wäre nett und hilfreich! Am liebsten hätte ich ihm meine Autotür in die Flanke gerammt! :-( oder hätte ihn „weggesprengt“, wobei wir endlich zu “blow up” kommen.
Dass der Kerl nach über einer Stunde immer noch da ist, glaub’ ich fast nicht. Wieder grinst er mich frech an. Ganz ehrlich? Er schaut doch glatt unverschämt gut aus! Na ja, dann halt wieder die Zirkusnummer und ein bisserl weiter ärgern über die Parkgebühren. Unbedingt wieder mit dem Bus fahren, nächstes Mal! Nicht dass ich noch “upblowe”! Wobei das Dialektwort doch viel geschmeidiger klingt! Mich z´reisst´s!
Foto: Tikieva Event, unsplash
© Micaela Hemesath 2023-04-22