von Sunhild Brunauer
Im Februar geboren, muss ich wohl schon im Mutterleib die ganze Fülle der Natur gespürt haben, denn soweit ich denken kann, war meine Liebe zu den Blumen, den Bäumen und auch deren Früchten bestimmend für meine Gefühlswelt.
Der Traum vom eigenen Garten war immer da, nur halt nicht so leicht zu erfüllen. Wohnungen waren in meiner Jugend schwer zu bekommen und so waren wir froh, eine Wohnung im Hochparterre mit einigen Bäumen gegenüber zu bekommen. Im Hof, der von Häuserzeilen, einer Garageneinfahrt und einer Garagenzeile umgeben war, hatten wir in der Mitte eine Rasenfläche mit Sträuchern und einer Zierpflaume als Blütenmeer im Frühjahr und Schattenspender im Sommer. Wenigstens hatten die Kinder so einen Spielplatz. Als sie dem Sandkasten entwachsen waren, setzte ich statt diesem einen Rosenstock, eine Queen-Elisabeth.
Die Kinder wurden größer, ein Kinderzimmer für ein 15 jähriges Mädchen und einen 12 jährigen Buben war nicht genug: also Suche nach einer größeren Wohnung, zwei standen zur Wahl: eine Stadtwohnung 2. Stock, 4 Zimmer, eine Wohnung am Stadtrand mit kleinem Vorgarten, schon angelegten Beeten und einem Rosenstock, drei – allerdings größere Zimmer. Diese wurde es, gegen den Willen des lieben Mannes, der schwor, niemals nur einen Handgriff im “Garten” zu machen. Heute ist er glücklich und findet immer etwas zu tun. Für die Jahre bis zum Studium hieß es also für die Eltern: schlafen im Wohnzimmer! Aber ein Gärtchen: selig hob ich den ganzen Bauschutt heraus, holte Erde, pflanzte jede Woche eine neue Errungenschaft, auch die Queen Elisabeth übersiedelte und gedieh, ich hegte und pflegte meinen kunterbunten Garten. Mein Mann legte einen kleinen Teich an und dann noch einen ganz kleinen, höher liegenden, zu dem das Wasser mittels Umlaufpumpe hochgepumpt wurde, um als Bächlein wieder plätschernd in den größeren zu rinnen. Ein Paradies für die Goldfische, die Vögel als Tränke und zum Gefiederwaschen, Libellen und alles mögliche Getier. Im Frühjahr Krötenhochzeit und Kaulquappen und zwischen den Steinen unsere “Hauskröte”. Keine Gelsen auf der Terrasse – herrlich.
Dann nach 15 Jahren die Meldung einer Dame in einem der anderen Häuser: wir dürften dort gar nicht pflanzen, das sei Allgemeingrund. Unsere Hausbewohner haben uns gerettet: Wir sollen weitermachen – wir haben die Arbeit und die Kosten – sie aber haben den Blick auf eine wunderbare Blütenpracht.
Auch auf Reisen galt mein erster Blick immer der Flora: Kokospalmen auf den Bahamas, die Blumenpracht in Italien, die riesigen Bäume auf Bali, an denen Riesenpapayas herunterhingen, die große Schale mit Rosen, die unser Zimmerboy den zwei Damen ins Zimmer stellte, die Orchideen in Konstanz, in Hongkong die langen Gassen mit Gemüse und Blumen in der Markthalle, in Singapur die wundervollen Orchideen, und die Früchte bis auf die Stinkfrucht!
Nichts hat mich mehr fasziniert und ist mir mehr in Erinnerung geblieben als die Natur in ihrer ganzen Pracht.
© Sunhild Brunauer 2021-03-16