Bob Dylan in Wien

rebella-maria-biebel

von rebella-maria-biebel

Story

1994 war’s. Bob Dylan spielte ein open-air-Konzert auf der Hohen Warte, na klar musste ich dahin. Eine meiner Töchter wollte mich begleiten, und ich freute mich darauf, wieder einmal mit ihr ein ganz besonderes Konzert zu erleben.

Aber. Die Preise waren horrend. Ich fand das richtig unverschämt für einen Stehplatz im Hohe-Warte-Stadion soviel Eintrittsgeld zu verlangen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wütend ich war.

Zufällig hatte damals ein Freund einen Studentenjob als Helfer beim Bühnenaufbau. Zufällig auch für dieses Bob Dylan Konzert. Als ich ihm sagte, was die Karten kosten, schluckte er mal, und dann grinste er spitzbübisch.

„Ich sag dir was, die Akustik dort ist gewaltig, da hört der ganze Bezirk mit…!

Auf die Idee wäre ich nie von selbst gekommen, aber sie war grossartig. Und kostenlos.

Schon der Aufstieg zum Stadion war anders als zu einem normalen Konzert. Wir mussten nicht drängen, um einen tollen Stehplatz zu bekommen. Ganz entspannt liessen wir uns treiben in diesem Strom an uns umgebender Vorfreude.

Bob Dylan in Wien. Eine grosse Legende unserer Zeit, fast mitten unter uns. Da standen die Tour-Tracks, sein Team. Er ist wirklich da.

Die Menschen strömten, um wie gesagt sĂĽndteures Geld, ins Stadion. Heraussen blieben die Standler mit ihren Bob Dylan-Leiberln und Cd’s. Und einige andere, fast Kirtagsstandeln mit Hippiekleidern, StrohhĂĽten, Schmuck. Und natĂĽrlich gab’s auch Getränke- und WĂĽrstelkioske.

Die Vorband spielte. Der sound war so klar, als ob wir neben den Boxen stĂĽnden. Wir strahlten uns an, die paar, die heraussengeblieben waren. Einige hatten Decken mitgebracht, wir auch. GemĂĽtlich wars in der Wiese, und die Menschen um uns herum waren alle freundlich und gut gelaunt.

Und dann. „Bob Dylan!“ Es jubelte im und vor dem Stadion. Meine Tochter nahm mich bei der Hand. Sie spĂĽrte es auch, diese Ehrfurcht, diese Riesenfreude. Und als dann erstmals seine Mundharmonika erklang, da bekam ich feuchte Augen.

„Das ist er, Mädchen, er ist wirklich da…“

Auch wenn wir ihn nicht sehen konnten, wir da draussen, wir waren ihm unsagbar nah.

Es war eines meiner eindrĂĽcklichsten Konzerte, ante portas. Und nach dem Konzert leisteten wir uns ein feines Essen, dafĂĽr war in meinem Budget dann noch Platz…

© rebella-maria-biebel 2019-04-11

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