von Johann Köppel
Im April 2018 starteten die bEva (=beste Ehefrau von allen) und ich auf unser erstes großes Abenteuer per pedes. Wir entschieden uns für den Camino Portugues von Porto nach Santiago und die bEva sagte später einmal, keine Reise hat ihr Leben so nachhaltig beeinflusst wie diese. Da ich absolut keinen Genierer beim Ansprechen wildfremder Menschen habe, kam es immer wieder zu lustigen und interessanten Begegnungen mit Menschen aus aller Herren Länder. Manche sahen wir nur einmal, andere trafen wir immer wieder und ein paar werden wir für immer in Erinnerung behalten.
Unser Mäderl K. – Ein zierliches Mäderl blickte ratlos in ihren Reiseführer „Are you looking for a yellow arrow?“ fragte ich sie. Als wir feststellten, dass sie in Wien wohnt unterhielten wir uns weiter auf deutsch. Von Anfang an war grenzenloses Vertrauen vorhanden und so haben wir mit ihr im Laufe des Caminos soviele private Themen besprochen, wie mit sonst keinem Menschen auf der Welt. Unser Mäderl war sie deshalb, weil sie im Durchschnitt um 15 Jahre jünger geschätzt wurde, als sie war.
Die“2 kleinen Italiener“ E. und S. – Zwei immer gut gelaunte Italiener die aus Kostengründen ihre Pension in Portugal verbrachten. Mit E. sprachen wir Englisch mit S. sprachen wir deutsch. Sie sprachen miteinander Italienisch. Ein gemeinsames Essen war ein babylonisches Sprachengewirr. Als die beiden am Ende der Reise vor der Kathedrale von Santiago hinter uns standen und S. sagte:“Ciao Commisario“ war ich den Tränen nahe.
Die „Schlümpfe“ R. und T. – Zwei Wiener die sich den Camino zum Pensionsantritt geschenkt haben. Den Namen erhielten sie wegen ihren schlumpfblauen Regenüberzügen für ihre Rucksäcke, die schon aus großer Entfernung sichtbar waren. Eigentlich sahen sie aus wie Asterix und Obelix. Und besonders Obelix (R.)war berüchtigt, da er schnarchte das die Wände wackelten. Ich habe mit Holländern gesprochen, die die Herberge gewechselt haben, als sie erfahren haben, dass auch R. eingecheckt hat.
Die „Diva“ H. – aufgedonnerte Immobilienmaklerin aus San Irgendwos in den USA. Begleitet wurde die dauerquasselnde H. von ihrem Gemahl „Pater Honey“, einem wortkargen Geistlichen. Sie waren mittels CB-Funk verbunden und in regelmäßigen Abständen flötete sie „Where are you honey?“ ins Funkgerät. H. konnte einen in ein stundenlanges Gespräch verwickeln, ohne das man ein Wort sagte. Sie hatte auf dem Camino ihren 60. Geburtstag und zu ihrem Ehrentag hat sie so manches Ständchen bekommen, denn jeder auf dem Camino kannte die ungekrönte Königin des Camino.
Dann gabs noch den Herrn Kommerzialrat nebst Gattin (steirischer Unternehmer mit Reisefön im Rucksack) die Bruderschaft des grünen Tuches (militärisch organisierte, spanische Pilgergruppe die von einem stockschwingenden und pfeifenden Drill-Sergeant nach Santiago getrieben wurde), Susan aus Toronto (eine nette Dame die lange glaubte, ich sei ein von der NSA beauftragter Pilgerbeobachter) und viele andere…
© Johann Köppel 2020-07-14