Bonsai heiĂźt aus dem Japanischen wörtlich ĂĽbersetzt: „Baum in der Schale“. Ein „Museum“ zu diesem Thema gibt es oberhalb von Seeboden am Millstätter See, auf 15.000 Quadratmetern, nach offiziellen Angaben seit 1976. Wenn man den Aussagen des EigentĂĽmers glauben kann, wird er noch bis 2049 dafĂĽr verantwortlich sein und sich um den Fortbestand kĂĽmmern können.
Museum deshalb unter AnfĂĽhrungszeichen, weil die vielen Exponate, auch wenn sie oft weit mehr als hundert Jahre alt sind, noch ziemlich lebendig sind.
Wir sind alle paar Jahre – und in immer kĂĽrzeren Abständen – dort und immer wieder tief beeindruckt. Japanische Gartenkunst, die inzwischen auch von Japan prämiert wurde, und Bäume, die dem Begriff „Bonsai“ alle Ehre machen.
Die Erkenntnis, dass alles Leben auf dieser Welt auf Sonnen- und UV-Licht basiert, ist ja nicht unbedingt neu. Und dass Bäume, auch wenn sie in ihrem Wachstum „gelenkt“ werden, immer noch wunderschöne Bäume sind.
Der Eigentümer des Museums, der immer für Fragen mit launigen Antworten zur Verfügung steht, hat in seinen einführenden Worten gesagt, dass Alles, was von uns Menschen eines Tages bleiben wird, Bäume und Geschichten sind. So spannt sich unter anderem auch wieder der Bogen zu STORY.ONE.
Man kann jetzt der Meinung sein, dass das Beeinflussen des jungen Baumes in Richtung Größe (bestimmt durch jene der Schale) und Richtung (beeinflusst durch Schnitt und andere MaĂźnahmen zur Formgebung) vielleicht nicht natĂĽrlich sind. Aber tun wir bei der Erziehung unserer Kinder durch Regeln und Rahmenbedingungen, die wir ihnen geben, nicht genau das Gleiche? Und das auf Basis dessen, was gesellschaftlich anerkannt ist und wir „Erziehung“ nennen?
Die drei Maßnahmen, mit denen wir einem solchen Baum die Lebensgrundlage liefern, heißen Wasser, Düngen und regelmäßiger Schnitt. Diese Pflege kann im Lauf der Zeit durchaus Suchtpotenzial bekommen. Nur dass wir ungeheuer viel Geduld brauchen, um die Ergebnisse unserer Bemühungen auch im Wachstum nach Jahren bestätigt zu bekommen. Aber auch das können wir lernen – durch Beobachtung, durch Aufmerksamkeit und Erkennen, was dem Baum guttut. Und am Ende tut es auch uns gut, weil sich das mit Stress nicht verträgt.
Im letzten Teil der Ausstellung werden auch Bonsais gezeigt, die noch jung sind und die man kaufen kann. Die Versuchung ist groĂź, welche Geschichte könnte der Bonsai eines Tages ĂĽber mich erzählen? Allerdings: bei meinem Alter einen Baum kaufen? Mein „grĂĽner Daumen“ war aber bisher eher klein. Aber vor Allem: ich könnte einem Bonsai das MaĂź an UV-Licht nicht bieten, das er braucht. Und so siegt die Vernunft.
Noch eine BrĂĽcke, ganz woanders hin:
Wir hatten vor vielen Jahren einen Politiker, von dem man sagte: „Ein Mann wie eine Eiche – sie nannten ihn Bonsai.“
© Walter Lepuschitz 2020-07-28