Bonus: Superheldin

Aus meinem Buch: Ein FÜNKchen Wahrheit- Tabulose TexteJede Form der Körperflüssigkeit ist mit ihm verbunden.Mit dem Übergang vom Frau- zum Muttersein.Frau blutet, schwitzt, weint, kackt und kotzt sich in einen neuen Lebensabschnitt.Sie gebärt nicht nur einen frischen Menschen, sondern auch sich selbst unterzieht sie einer Art Wiedergeburt.Laut röhrend wie ein Hirsch oder leise konzentriert.Das Spektrum der Unterschiedlichkeit kennt keine Grenzen.„Endless shades of Red“ sozusagen, die hinter den geschlossenen Augenlidern explodieren.Das Gesicht salzig von Schweiß und Tränen.Der Geruch von Orangenöl hängt in der Nase. Gegen die Angst.Der Schmerz zerreißend.Und dann das kleine Wesen.So fremd und so bekannt.Ein Schrei quillt aus dem kleinen Mund.Lebendiges Leben.Die Geburt meiner Tochter war einfach nur mega. Kann ich nicht anders sagen.Ich hatte in der Schwangerschaft endlos viel an mir gearbeitet, um das Trauma der ersten und sehr traumatischen Geburt zu überwinden. Mich zu öffnen für eine neue und vielleicht viel schönere Erfahrung.Und dann war es so weit. Von der ersten Wehe bis zu dem glitschigen kleinen Alien, das auf meinen Bauch gelegt wurde, vergingen gerade mal drei Stunden.Kein Zugang, kein Schmerzmittel, insgesamt keine einzige Intervention.Heftig war es. Ich musste mich schütteln und tanzen und knien und laute „Aaaaaaaaaaaaaahs“ von mir geben, um es zu wuppen, aber das hat sich so richtig angefühlt. Ich wusste, was zu tun ist, denn mein Körper hat es mir gesagt. Laut und deutlich.Als das Fruchtwasser wie eine Fontäne aus mir kam, musste ich trotz allem an den Film „Flashdance“ denken. Die Striptease-Szene, in der ein riesiger Eimer Wasser von oben auf die Tänzerin entleert wird. Ich hätte sicherlich gelacht, wenn ich das in diesem Moment für möglich gehalten hätte.Wenn du dann den Kopf geschafft hast und der Rest des Körpers rausflutscht … überwältigend!Ich fühlte mich wie eine Superheldin.Kinder in sich wachsen zu lassen und auf die Welt zu bringen ist das Krasseste, was es auf diesem Planeten gibt und ich bin unendlich dankbar, nach einem richtig beschissenen Erlebnis nun diese Geschichte erzählen zu können, die mich mit dem Thema versöhnt hat.Als hätte ich mein Trauma ganz zum Schluss noch mit der Nachgeburt herausgepresst.