Brief an eine Ex-Freundin.

Verflixt, ich hätte es wissen müssen, immerhin bin ich seit Jahrzehnten einem ähnlichen Unikat hoffnungslos verfallen. Und wehe, die Hormone spielen verrückt, oder man vergisst den Geburtstag oder gar den Hochzeitstag, augenblicklich fegt ein Sturm durch das sonst so ruhige Haus. Von dir jedoch, da hätte ich dergleichen am allerwenigsten erwartet, wir sind ja nicht mal irgendwie ein Paar. Peinlich ist’s, doch ich geb’s zu, das Schicksal hatte mit mir leichte Beute, ich hätte es dir niemals zugetraut. Männer sind mal so, denen muss man manches so richtig auf’s Auge drücken, damit sie’s erkennen. Ich wähnte mich in Sicherheit und ich vertraute dir. Du hast, so scheint’s, nur darauf gewartet und rasch den richtigen Moment gefunden. Den Zeitpunkt, wo’s am meisten weh tut und rücksichtslos mit großer Keule zugeschlagen. Es schmerzte, wie’s nur schmerzen kann, das muss geahndet werden. Ich bin es leid, höflich und korrekt zu sein. So hör jetzt zu, du unsensibles Frauenzimmer, hör jetzt mal gut zu.

Ja, ich hab’s nicht glauben wollen, es schien mir unmöglich, dass du dazu fähig bist. Nun aber, wo die Maske fiel, wird vieles anders, mach dich darauf gefasst. Hast du allen Ernstes geglaubt, das wird spurlos an meiner zarten Männerseele vorbeiziehen, hast du das wirklich geglaubt? Naives Mädchen, so geht das nicht, so springt man mit einem Männerherz nicht um, da bricht ein Vulkan aus und die Asche wird dich zudecken. Röcheln und husten wirst du, du wirst den Allmächtigen anflehen, er möge deine Missetat ungeschehen machen. Und er wird dir was husten, der Allmächtige, du wirst zeit deines Lebens an der Untat zu knabbern haben. Mein Plan ist fies, doch deine Missetat noch mehr.

Ich werde einen Roman schreiben, der seinesgleichen sucht, und wenn’s Jahrzehnte dauert. Um wilde, sündige Sex-Spiele, darum wird sich alles drehen, und du bist die verruchte Hauptfigur. Die „Fifty Shades of Grey“, die werden bald vergessen sein, sind sie im Vergleich doch nur harmlose Kindergeschichten. Und die mageren Karmapunkte, die du zeitlebens mühselig gesammelt hast, die werde ich dir mit einem Schlag vernichten.

Der Roman wird in 100, ach was, in alle Sprachen, die es gab und gibt, übersetzt werden. Latein inklusive. Dein Name wird in großen Lettern auf jeder Seite mehrmals prangen und du wirst dich nirgendwo auf der Welt mehr frei bewegen können, so treffend werde ich dich beschreiben, da bedarf es keiner Bilder. Mädel, sieh dich vor, du hast ein schlafendes Raubtier geweckt. Einen mit sonst sanfter Klinge formulierenden, löwengleichen Literaten, der nunmehr die schmutzigsten Fantasien aus der letzten Ecke seiner Traumfabrik hervorkehren wird, um dir mit spitzer Feder den Frevel heimzuzahlen.

Wie konntest du dich nur erdreisten, einen psychopathischen Serienmörder, der in deinem verschlafenen Dorf kleine Kinder seelenlos ertränkt, in deinem neuen Krimi nach mir zu benennen. Sieh dich vor, ich schreibe schon.

PS: Wir haben uns wieder versöhnt.