von Elfie-F
Liebe Eva,
Du kennst ja meine Vorliebe für ungewöhnliche Reiseziele.
Endlich wieder unterwegs!
Durch die helle Nacht sind wir mit dem Schiff bei heftigem Seegang hierher, zum ältesten Teil der Insel aus Feuer und Eis geschaukelt. Der heutige Ausflug ab Stykkisholmur führte vorbei an tiefblau schimmernden Fjorden, lila blühenden Lupinenfeldern, über Bergkämme, die mit ihren noch übriggebliebenen Schneeflecken aussehen, wie die Rücken einer Kuhherde. Diese außergewöhnliche Landschaft hat mich in ihren Bann gezogen. Überall rauschen Wasserfälle hinab ins Tal und dann stehe ich vor einem gigantischen Wasserschleier und lasse mich von seiner Tröpfchenwolke einhüllen.
Am nächsten Tag erreichen wir das kleine, grüne Inselchen Grimsey mit nur 100 Einwohnern, aber mit einer riesigen Kolonie Papageientaucher und anderer Seevogelarten, die in den rauen Felsen, bewachsen mit üppiger Vegetation, ihr Revier haben. Den Regen spüre ich kaum, so fasziniert bin ich von ihrem Anblick und möchte ein Foto nach dem anderen schießen. Der Polarkreis geht hier hindurch, eine weitere Besonderheit. Einmal werden wir von Küstenseeschwalben attackiert. Wir kamen wohl ihren Nestern zu nah. Mit unseren durchnässten Hosen wärmen wir uns mit einer heißen Schokolade auf im einzigen Pub der Insel.
An anderen Tagen legen wir in kleinen Küstenstädtchen an, die mit ihren bunten durch Wellblech verzierten Häuschen einladen, herumzuschlendern. Durch wenig Abwechslung haben sich die Menschen hier künstlerisch betätigt. So entstanden u.a. bemerkenswerte Fassadenmalereien. In Galerien können wir weitere Ergebnisse langer und einsamer Winternächte bewundern, wie auch herrlich warme Schafwollpullover, die mit einer Rundnadel in einem gestrickt werden. Leider zu dick für unsere Breiten.
Myvatn (Mückenwasser), der 2500 Jahre alte, viertgrößte See Islands bezaubert mich durch viele kleine Krater darin, die allerdings nie ausgebrochen waren. Am Ufer entdecke ich eine der endemischen Entenarten. Später besuchen wir beeindruckende Tuffsteinformationen, die der Sage nach, versteinerte Trolle sein sollen. Und dann stehe ich vor kochender Erde. Je nach Richtung des Windes stinkt es nach faulen Eiern, doch die Farbenpracht der Erde lässt mich darüber hinwegriechen.
Auf Heimaey, der Hauptinsel des Westmänner-Archipels, wandern wir durch die bizarre Welt des erst 1973 ausgebrochenen Vulkans. Ihm waren viele Häuser der Stadt zum Opfer gefallen, doch konnte zum Glück der Lavastrom gestoppt werden. Weiß schimmerndes Moos und kleine Pflanzen hat die roten und schwarzen Lavafelder und Schluchten überwuchert, in dem wiederum Vögel ihre Nester gebaut haben. Schrille Töne stoßen sie aus, als sie sich gestört fühlen.
Weiteres werde ich Dir berichten, wenn ich zurück bin und natürlich mit meinen Fotos belegen.
Wie Du daran erkennen kannst, war ich wieder voll in meinem Element. Dir hätte es bestimmt auch gefallen.
Alles Liebe Deine
© Elfie-F 2022-07-10