Brief ins Ungewisse

Auf das Gute-Nacht-Sagen von Mama und Papa möchte Ida niemals verzichten. Heute Abend kann sie das allerdings nicht richtig genießen, denn Ida möchte ihren Eltern noch von ihrem Geheimnis erzählen. Sie ist nervös. „Ich muss euch beiden noch was sagen. Ihr wisst doch noch, dass ich am Strand ein Glas mit Zetteln gefunden habe, oder?“ „Natürlich. Was stand denn auf den Zetteln?“, fragt die Mama neugierig. Etwas zögerlich und mit leiser Stimme erzählt Ida weiter. „Jedes Mal, wenn ich mir einen Zettel durchgelesen habe, wuchs aus dem Glas eine große Blume, die mich mit einem glitzernden Blütenstaub umwickelte und mich in den Moment des Zettels reisen ließ. Ich war bei einem Baumhaus, einem Spieleabend, auf Safari in Afrika, bei einem Lagerfeuer und auf einem echten Segelboot. In allen Reisen tauchte immer wieder ein Mann auf. Dem gehört bestimmt das Glas und ich möchte es ihm wiederbringen“, berichtet Ida voller Begeisterung. Die beiden Eltern sind erstaunt. „Das ist eine großartige Idee, da wird sich der Mann bestimmt freuen.“ „Ich habe im Deckel des Glases eine Adresse gefunden, an die ich einen Brief schreiben möchte.“ „Wenn du Hilfe brauchst, dann können wir den Brief zusammenschreiben“, bietet ihr die Mama an.

Ida ist erleichtert, dass ihre Eltern nicht böse geworden sind. Ruhig und zufrieden schläft sie mit dem Gute-Nacht-Kuss auf der Stirn ein.

Voller Aufregung beschließt Ida sofort am nächsten Tag, mit dem Schreiben des Briefes anzufangen. Auf dem Brief möchte Ida die Möwen, die Sonnenblume und das Glas malen. Dafür holt sie sich Papier und viele bunte Stifte. Dann fängt sie an zu schreiben.

Hallo unbekannter Mann,

wenn du das liest, freue ich mich, dass der Brief angekommen ist. Ich bin Ida, bin acht Jahre alt und wohne an der Ostsee. Ich wünsche mir nichts lieber, als dich zu finden. Leider weiß ich gar nicht wie du heißt. Ich habe am Strand ein Glas gefunden, in dem viele kleine Zettel drin waren. Viel besser als eine Flaschenpost. Als ich mir die Zettel aus dem Glas durchgelesen habe, konnte ich in die Vergangenheit reisen. Ich glaube, es war deine. Ich habe dich immer wieder entdeckt. Beim Spielen auf dem Baumhaus, auf Safari in Afrika oder am Steuerrad der wilden Möwe. Ich hoffe, dass es dein Glas ist. Du bist bestimmt traurig, dass du es verloren hast. Ich möchte es dir wiedergeben. Schreib mir gerne einen Brief zurück. Ich liebe es nämlich Post zu bekommen. Meistens bekommen aber nur Mama und Papa Briefe. Vielleicht können wir uns treffen. Du sahst wie ein richtig lieber Opa aus.

Bis bald,

deine Ida