Brief Nr. 1

Drei,

das ist Brief eins. Das ist der erste Tag ohne dich. Wir beide wussten, dass dieser Tag kommen würde. Dass es bald einen von uns beiden trifft. Solange der Krieg noch nicht vorbei ist, sind es immer nur diese kurzen Verschnaufpausen, die uns vergönnt sind. Und obwohl wir es wussten, kam dieser Tag viel zu plötzlich. Die gemeinsame Zeit, die man uns geschenkt hatte, war zu kurz.

Ich bin mir nicht sicher, wen es schwerer getroffen hat. Dich oder mich. Wahrscheinlich würde jeder sagen dich. Denn du bist da draußen und kämpfst in diesem Krieg. Du riskierst dein Leben, um Frieden zu bringen. Doch wissen wir beide nicht zu genau, wie grausam das Warten sein kann? Diese Ungewissheit, die mit einhergeht? Vielleicht bist du nächste Woche zurück, vielleicht in einem Monat, vielleicht kehrst du nie nach Hause zurück. Gestern könnte der Tag gewesen sein, an dem ich dich das letzte Mal gesehen habe. Ich weiß nicht, wo du bist, wie genau deine Mission lautet, für wie lange sie angesetzt ist. Ich weiß nur, dass es für mich keine Möglichkeit gibt, dich zu erreichen. Solange muss ich mit der Ungewissheit leben, weil es für dich auch keine Möglichkeit gibt, sich mit mir in Verbindung zu setzen.

Ich glaube, ich hätte lieber getauscht. Ich glaube, ich wäre jetzt lieber da draußen. Zumindest weiß ich, dass du alles daran setzen wirst, lebend zurückzukommen. Du hast es immerhin versprochen. Und ich glaube fest daran. Wir hatten noch gar nicht wirklich die Chance, zusammen ein richtiges Leben zu führen. Es wäre nicht fair, uns nicht noch mehr Zeit zu geben. Hörst du mich Leben oder Gott oder das Universum, ganz egal! Wir hatten noch nicht genug Zeit! Deswegen musst du einfach zu mir zurückkehren. Alles andere ist nicht akzeptabel. Es ist mein Befehl an dich: Komm lebend zurück, das hat die höchste Priorität! Und Soldaten befolgen ihre Befehle. Du weißt also, was du zu tun hast.

Ich vermisse dich.

Komm schnell zurück.

In Liebe,

Vier

PS: Ich hoffe, es geht dir gut.