von Judith Steinbach
Ich saß an meinem Schreibtisch. Die Rosen in der Vase waren schon fast verblüht. Vor mir lagen ein Haufen Zettel, in die ich Ordnung bringen müsste. Doch ich saß hier, in meiner Hand hielt ich einen Stift, den ich zwischen den Fingern rotieren ließ. Ich wusste nicht wie ich anfangen sollte.
Hey,
Ich wollte dir sagen, dass es mir leidtut!
So sah mein Blatt bis jetzt aus und ich war definitiv nicht zufrieden und deshalb zerknüllte ich den ersten Zettel und nahm einen zweiten. Also versuchte ich erneut einen Start.
Hey,
Ich weiß, dass dir das alles hier nicht gefällt, mir auch nicht. Ich weiß, dass wir beide Fehler gemacht haben und es tut mir leid, aber was geschehen ist, ist geschehen und daran lässt sich nichts mehr ändern.
Ich las die Zeilen und war Gott sei Dank damit zufrieden, ich hatte eigentlich gar keine Ahnung, wie ich in Worte fassen sollte, was ich sagen wollte. Ich betrachtete die Rosen und dachte dabei an unser letztes Gespräch, damals hatten wir in Kunst Rosen zeichnen müssen und du hattest mich um Hilfe gebeten. Also schrieb ich weiter:
Keine Ahnung, ob du diesen Brief jemals bekommen wirst, ob ich den Mut haben werde ihn dir zu geben. Aber ich muss das alles hier loswerden und wenn ich es dir nicht sagen kann, dann schreibe ich es dir eben, auch wenn du es vielleicht nie lesen wirst.
Jetzt machte ich wieder eine Pause und die Nervosität packte mich. Ich hatte keine Ahnung, ob ich es über mich bringen würde dir das hier zu geben, doch ich wollte dir auch unbedingt alles sagen, was ich dachte und schreiben war da für mich der einfachste Weg.
Auf jeden Fall wollte ich dir sagen, dass es mir in Wirklichkeit nicht egal ist, ob du dich selbst zerstörst. Ich weiß das mich, dass alles nichts angeht, aber es tut weh dich so zu sehen, es tut weh dir dabei zuzusehen wie du die Menschen, denen du wichtig bist, von dir stößt. Ich weiß, dass du anders könntest, würdest du nur mit dieser Scheiße aufhören. Vielleicht beginnst du dann, die Dinge war zu nehmen die dir jetzt nicht einmal auffallen. Ich weiß, dass ich auch nicht perfekt bin, aber ich wollte dir trotzdem meine Hilfe anbieten. Wenn du die nicht willst, ist es okay, ich wollte dir nur sagen, dass ich für dich da bin, falls du mich brauchst.
LG Julia
Als ich meinen Namen unter die letzte Zeile setzte, war ich erstaunt, dass es doch so schnell gegangen war. Ich hatte es ewig vor mir her geschoben diesen Brief zu schreiben, doch nun hatte ich es geschafft. Die Frage war nur, ob ich jemals den Mut haben würde, ihn dir zu geben.
© Judith Steinbach 2025-03-06