Bringen Scherben GlĂŒck?

Marianna Vogt

von Marianna Vogt

Story

Mutti sagte stets: «Scherben bringen GlĂŒck!»Aber welches GlĂŒck verriet sie nie.

Als kleines LausmĂ€dchen wollte ich schon ab und zu das GlĂŒck herausfordern und ein unschuldiges Glas musste sein Leben lassen.

Ab und zu durfte ich Sporttoto spielen. Dieses GlĂŒckspiel gibt es heute leider nicht mehr. Die Grundlage war eine 13er Wette. Bei jedem Fußballspiel konnte man zwischen 1, 2 und X wĂ€hlen. Tipp 1 bedeutete Sieg fĂŒr die Heimmannschaft, Tipp 2 Sieg fĂŒr die AuswĂ€rtsmannschaft und Tipp X fĂŒr Unentschieden.Ich hatte keine Ahnung wie gut die Mannschaften spielten. Aber dies war fĂŒr mich auch gar nicht wichtig, bei mir ĂŒberwog die Freude am Spiel.So prĂ€sentierte ich Vati einmal stolz den ausgefĂŒllten Totoschein.Er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, als er die ganzen X’s erblickte und meinte augenzwinkernd: «Wenn du mit dieser Wette einen grossen Gewinn erzielst, darfst du alles Geld behalten und auf die Bank bringen!» Klingt verlockend, dachte ich und ging zum GlĂ€serschrank. Wenig spĂ€ter musste eines ĂŒber die Klippen springen.Ich fieberte der Auslosung entgegen, wie ein Fussball-Captain auf den alles entscheidenden Elfmeter. Zusammen mit Vati durfte ich den Lotterieschein kontrollieren. Ich vergaß vor Freude fast zu atmen. 11x Unentschieden! Ich tĂ€nzelte siegessicher durch die Wohnung ĂŒberlegte mir schon, was ich alles mit dem grossen Gewinn kaufen könnte, wurde jedoch knallhart auf den Boden der RealitĂ€t zurĂŒckgeworfen.Noch nie gab es so viele Treffer wie bei diesem Spiel und ich gewann etwas mehr als CHF. 10.-.Meine EnttĂ€uschung war riesengroß, vermutlich hatte ich auf die falschen Glassplitter gesetzt. Ab dann spielte ich nie wieder Toto und ich ließ auch nie mehr absichtlich ein Glas fallen.Trotzdem ist die Freude und Faszination zum Glas bis heute geblieben. Über dieses Thema habe ich bereits eine Story geschrieben: Kunst aus PET – PET ist Kunst.

Vor Jahren machten wir einen Team-Ausflug in die einzige GlasblĂ€serei der Schweiz. Damals durften wir selbst eine Glaskugel, natĂŒrlich unter kundiger und tatkrĂ€ftiger UnterstĂŒtzung eines GlasblĂ€sers herstellen. Hei war ich stolz, als ich die fertige Kugel, vorsichtig wie ein rohes Ei in den HĂ€nden hielt. Entstanden aus einer Mischung aus Quarzsand, Kalk, Soda und etwas Glassplitter. Unglaublich faszinierend!

Ich spĂŒrte den Drang wieder einmal das «Geburtshaus» meiner Glaskugel zu besuchen. Das GebĂ€ude wurde zwischenzeitlich erneuert und um einige Attraktionen reicher.Ich startete den Rundgang mit dem Illusionskabinett und erlebte hautnah die Höhen und Tiefen dieses faszinierenden Handwerks. Beeindruckend und gleichzeitig bewegend zu erfahren, dass Roberto Niederer 1975 die GlashĂŒtte mit UnterstĂŒtzung der Gemeinde Hergiswil und seiner Freunde von der Schließung rettete.Heute fĂŒhrt Leandro Niederer in dritter Generation das Unternehmen und die GlashĂŒtte ist ein Erlebnis fĂŒr die ganze Familie.

© Marianna Vogt 2021-07-31

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