BuchBerlin und die Liebe

Tanja Gitta Sattler

von Tanja Gitta Sattler

Story

Trotz steigenden Insidenzen zur Buchmesse? Keine leichte Entscheidung. Wir wägten ab. Fakt: Die Standgebühr wäre bei Storno hops. Wir sind geimpft. Für Gäste galt 2G, für Aussteller/Ausstellerinnen 3G, Einlasskontrollen, Maskenpflicht, außer am Platz. Dank, lieber Verwandte, stand meinem Schatz (in diesem Fall mein herzallerliebster Taxidriver) und mir eine schöne Altbau-Wohnung zur Verfügung. Öffis, Sight-seeng, Shopping, Restaurants verboten wir uns. Der Verzicht auf die Abendaktivitäten des Verlages, außer am Briefing. war sehr schade, aber so lautete unser persönliches Sicherheitspaket.

Die Vorbereitungen liefen heiß. Ich ließ ein Werbe-Roll-up drucken, textete einen flotten Harderstar-Song und entwarf zwei heiße Outfits. A.) Ein knallrotes, knallenges Strechkleid. Auf der Brust, mit Textilstiften, das Buchcover gezeichnet, auf dem Popo “Lies mich” geschrieben. B.) Ein Kleid aus einem Dekostoff mit Buchregal-Druck. Ohne Schnittvorlage, warf ich einfach eines meiner Kleider auf die Textilie und schnitt munter drauf zu. Zusammengesteckt – je enger es wurde – mit entsprechend viel Geautsche, x-mal an und ausgezogen, steckte und reihte ich ab wie der Teufel (der normalerweise Prada trägt), bis das Kunstwerk schließlich saß. Mein Mann fragte abends entsetzt nach dem Folterknecht, der mich offensichtlich tagsüber bearbeitet hatte …

FR, 21 Uhr, Briefing im Holiday Inn Berlin. Das Harderstar-Verlags-Team und einige meiner Autoren-Kolleginnen und -kollegen persönlich kennenlernen zu dürfen war ebenso interessant wie nett. Bevor ich ihnen den Song vortrug, warnte ich: “Ihr wisst, dass ich ”Der Peinlich-Run“ geschrieben habe. Peinlich dürft ihr es gern finden, was jetzt kommt, nur nicht blöd. Bitte um ehrliches Feedback.“ Der Applaus freute mich sehr!

Messetag 1

Anwesenheit bei Eröffnung wäre günstig gewesen. Fernseh- u. Radiosender waren on Tour, außerdem viel gemischtes Publikum. Als ich um 14 Uhr eintraf, schritt ich durch halbleere Gänge. 80% der Stände waren gefühlt im Fantasy-Gothic-Style, Publikum inbegriffen. Mein sexy “Lady in Red”-Outfit fiel auf, o ja! Aber die Leute schauten eher verstört als begeistert, ebenso beim Song – autsch! 3 Interessierte fanden sich an meinen Stand ein. Als ich fragte: “Lachen Sie gerne?”, krächzten sie verstört “Nein!” und ergriffen panisch die Flucht.

Messetag 2

Das Buchkleid boomte. Selbst die ganz Jungen, ganz Coolen, ganz Abgefahrenen lächelten anerkennend, sprachen mich an! Ich hatte viel Spaß, tollen kollegialen Austausch und sogar einen Buchverkauf! Mein Taxidriver knuddelte mich bei Abholung noch inniger als sonst und meinte: “Was, nur 1 Buch? O Schatz, es tut mir ja so leid für dich!“ Dann, zwischen 1000 Küssen hindurch: „Du hast dir so viel Mühe gemacht, mehr ging nicht. Ich finde deine Ideen toll und glaube an dich!“ Kuss Kuss. “Ich liebe dich!”

Und jetzt behaupte jemand, die BuchBerlin hätte sich nicht gelohnt ;-)

© Tanja Gitta Sattler 2021-11-26

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