Bei einem Besuch in der Badener Stadtbibliothek – Achtung: Bücherflohmarkt, Lesungen und Lesetage. Das ist etwas für mich – nichts wie hin!
Wie gedacht – so getan! Die Folge – vier große Plastiktaschen voll mit Büchern, alle geschenkt – ab nach Hause. „Wir sind froh, unsere Archive bieten nun wieder Platz für Neuanschaffungen.”
Welch Zufall! Eines meiner Lieblingsbücher – einmal verborgt – niemals wieder gesehen – „Die Glasmurmelsammlung von Cecelia Athern”. Es spielt in Irland zu Zeiten, wo noch recht archaische Sitten, vor allem für Kinder, galten. Unfassbar, doch leider, so war es damals wirklich. Unsere enge Verbindung – unsere irischen Freunde – stammen ebenfalls aus kinderreichen Familien – jeweils acht Kinder – dort ging es allerdings gesitteter zu. Doch die zweite Verbindung – die Glasmurmeln. Ein Weihnachtsgeschenk meines Linzer Großvaters – ein Säckchen voll mit wunderbaren, in allen Farben schillernden Glaskugeln -Wunderwerke, die bei Licht zu strahlen begannen. Wir spielten um diese Kugeln, verlor ich, musste ich mich von einer trennen. Wo sie alle geblieben sind – ich weiß es nicht.
Das zweite Buch aus meinen willkürlichen Funden – eine Biografie von Paula Grogger, ihre Kindheit im Salzkammergut. Und plötzlich stoße ich auf bekannte Namen: Longin und Lodenstock. Der eine ein Freund von unserem älteren Sohn – viele Jahre verbrachten wir unseren Skiurlaub in Bad Mitterndorf, die Tauplitz – Schneemassen – bis vors Haus, mitten im Dorf, die Schi konnte man sich hier abschnallen. Vis a vis die Disco – was gab es Schöneres für junge Leute!
Der Arzt, Dr. Lodenstock, der Großvater unseres Freundes, in dessen Gutshof wir unseren Urlaub verbringen durften. Seine Statue steht vor diesem Haus, am Friedhof eine Familiengruft, die wir ebenfalls, allerdings aus traurigem Anlass, kennenlernten. Aber auch viele Feste – wie runde und normale Geburtstage – feierten wir hier, und vor vielen Jahren, als die Tante Mizzi – die Schwester des Arztes, noch lebte, durfte ich die Familienchronik lesen und die alten Fotos betrachten.
So schaue ich mir meinen Fund, die vielen ausgemusterten Bücher, an. Was finde ich noch in ihnen? Welche Geheimnisse, Schicksale, Taten – ob gute oder schlechte – enthüllen sie mir? Sich in sie hineinzulesen, mitzulesen, zu weinen und zu lachen, welch Glück bedeutet es, in andere Leben, andere Welten und andere Länder einzutauchen, die Gegenwart zu vergessen und sich selbst in fremden Schicksalen verlieren!
© Christa Mittermayer 2023-03-11