von Annika Görgen
Gerade eben habe ich es getan. Ich habe das erste handsignierte Exemplar unserer Wundertüte an eine liebe Bekannte verkauft. Ich war so aufgeregt. Vor zwei Tagen lag das große Paket mit der Nachlieferung in unserem Hausflur. Ich hatte eine anstrengende zweitägige Tagung hinter mir, konnte es trotzdem nicht lassen, erstmal dieses Paket zu öffnen.
Da lagen sie: 50 Wundertüten. Die anderen 50 sind einen Tag später bei Fräulein Sara eingetroffen. Erstmal ein Foto für meine Seelenfreundinnen machen und dann hinlegen. Keine Energie mehr!
Mein Mann kam erst zwei Stunden später nach Hause. Funktionieren, das musste ich bis dahin. Essen kochen, Spielzeug aufbauen, meinen Kindern, die mich zwei Tage nicht gesehen haben, eine Mama sein. Auch um Verständnis bitten, dass ich sehr müde bin und vieles erst am nächsten Tag erledigt werden kann. Um acht Uhr lag ich schon im Bett. Mein Kopf arbeitete noch auf Hochtouren. Das kenne ich gut, wenn ich viel Zeit in Gesellschaft verbracht habe. Ich bin sehr feinfühlig, und die vielen Gedanken, Gefühle und Meinungen meiner Mitmenschen schwirren dann wie ein Mückenschwarm durch meinen Kopf. Wohin damit? An diesem Abend zog ich sie mir mit einem imaginären Zauberstab aus meinem Kopf und ließ sie danach los – ähnlich wie Dumbledore, der seine Erinnerungen in sein Denkarium entlässt. Es half. Ich konnte schlafen.
Gestern durfte dann die Ankündigung über Instagram raus. Am Abend signierte ich das erste Exemplar für Jessica. Ich wusste, dass ich sie heute treffe und wollte ihr so gern das Buch aushändigen.
Am Abend, die Kinder lagen noch nicht im Bett, beschrieb ich also die leere Seite am Anfang des Buchs mit ein paar persönlichen Zeilen. WAS für ein Gefühl!
Heute Morgen verließ ich mit diesem Buch in der Hand das Haus und überreichte es ihr. Andere Frauen wurden darauf aufmerksam und bestellten ebenfalls. Ich spüre so viel Verbundenheit und Liebe.
In einem Moment der Ruhe konnten wir uns zusammensetzen und über das sprechen, was da gerade passiert ist. Jessica eröffnete mir, dass auch sie ein kreatives Herzensprojekt hat. Sie stellt Schmuck aus Naturmaterialien her und möchte bald den Schritt gehen, sich damit zu zeigen. Sie versteht so gut, wie es sich für mich anfühlt, die persönliche Geschichte in die Welt zu tragen, sich nackt zu zeigen, wie sie es ausdrückt. Auch ihr geht es so. Es melden sich Selbstzweifel, ob das, was man da tut, denn überhaupt gut genug ist. Oder ist es eigentlich die Frage: Bin ich gut genug?
Diese neuen kreativen Räume, die wir uns einräumen, lösen in uns beiden ähnliche Glücksgefühle aus. Sie laden uns auf und dieses Glück möchten wir mit anderen teilen.
Ich laufe, ja sprinte sogar nach Hause. Was für ein Glücksgefühl! Glück über diese Verbundenheit, die sich gerade gezeigt hat. Welche neuen Schwesternschaften sich wohl noch aus dieser Wundertüte ergeben mögen. Ich bin bereit!
© Annika Görgen 2023-02-10