Buckelpiste und 1er-Lift

PoeSy

von PoeSy

Story

Mein erster Schiurlaub als Kind mit Papa und meinem Bruder führte nach Kärnten auf´s Naßfeld! Wir wohnten bei Oma und gingen jeden Tag Schifahren. Das Naßfeld – heute eines der größten Schigebiete Kärntens – war schon damals riesig für mich, obwohl es nur 3 Schlepplifte + einen Einzelsessellift auf den Gartnerkofel gab. 1er Lift: wilde Buckelpiste, 2er Lift: richtig schön zum schnelle Schwünge fahren, 3er Lift sehr steil, meistens eisig und daher anspruchsvoll. Die Gartnerkofel-Abfahrt wurde später zur FIS-Rennstrecke! So viel zur Theorie.

Ich musste schon wieder Neues lernen. Gab´s in Kaumberg ja nur einen Babylift, konnten hier zwei Personen hinauf geschleppt werden. Ich war beunruhigt, wäre geschmeichelt. Norbert parkte mich zwischen seine Schier, Papa daneben – so ging´s hinauf auf den Berg. Es war abenteuerlich, noch heute fühle ich in der Erinnerung mein Herzklopfen von damals.

Während ich also durchaus bequem zwischen Norberts Beinen bergauf glitt, fragte ich ganz unschuldig wo denn die Abfahrt sei. “Na glei do danebn, wo du de Schifoahra sixt!”, war Norberts Antwort, und er deutete auf die vielen Buckeln rechts von uns. “Was? Do obe foahr i nie!”, keuchte ich atemlos, “i foahr wo ondas!” “Wir miassn do obe, es gibt nix Ondares!”, enttäuschte mich Papa. Ich wollte nach Hause zu Mama!!

Nach dem Ausstieg begutachtete ich die Abfahrt von oben, um erneut kund zu tun, dass ich da nicht hinunter fahren werde. “Dann gehst z´ Fuaß!”, meinte Norbert energisch und fuhr los. Papa versuchte mich umzustimmen, also fuhr ich ganz langsam hinterher. Bis zum Sturz! Dummerweise riss ich den Stern an einer steilen Stelle, wo das Aufstehen sehr mühsam war, und ich stets ausrutschte. Jetzt war ich sicher: “I geh z´ Fuaß!”, packte ich zornig meine Schier und schlurfte zum Pistenrand. Norbert wünschte mir viel Spaß, Papa war verzweifelt, ich weinte! Bald waren die beiden aus meinem Blickfeld, und mein Versuch, in Schischuhen bergab zu gehen, scheiterte an der Steilheit des Hanges. Immer wieder rutschte ich aus, saß dann – heulend vor Wut – im Schnee, und kalt war mir auch! Ich weiß nicht, wie lange ich überlegte, bis ich mich schließlich für´s Anschnallen der Schier entschloss und vorsichtig die Buckeln bewältigte.

Ich konzentrierte mich so sehr auf meine „Bogerln“, dass ich erst weiter unten bemerkte, dass Papa und Norbert auf mich gewartet hatten! Bei ihnen angekommen, lobten sie mich ausführlich, und auch ich war mächtig stolz auf mich! Derart motiviert fuhren wir gemeinsam bis zur Liftstation hinunter. Beim Liftfahren schaute ich mir gleich noch einmal an, wo ich gerade vorhin hinunter „gedüst“ bin und es machte “Klick” in meinem Kopf! Dieses Mal fuhren wir gleich mit dem 2er Lift weiter hinauf, war ja überhaupt kein Problem für mich, lächerlich!! Die 2. Piste hatte keine Buckel, und so lernte ich hier “schönes” Schifahren. Die Angst war besiegt, ab diesem Tag vertraute ich auf mein Können und begann richtig Spaß am Schifahren zu haben!

© PoeSy 2021-12-14