von Jörg Gschaider
Jagd und Kriegspfad hatte für Indianer dieselbe Bedeutung. Es ist also müßig zu erzählen, wie gefährlich und entbehrungsreich eine Jagd sein konnte.
Vor langer Zeit habe sich eine Dokumentation gesehen, die von einem Indianerreservat handelte. Der Stamm hatte auf dem heiligen Berg ein Skigebiet errichtet und bot vieles feil, was dem weißen Mann lieb und teuer war. Spielcasinos und Alkohol als Beispiel genannt. Der Reporter fragte den Häuptling, was den seine Vorfahren zu diesem munteren Treiben sagen würden. Der Häuptling rieb nachdenklich am Kinn, ehe er antwortete: „Hmmm … ich glaube, sie würden sagen … wir jagen jetzt den weißen Büffel.“
„So ist das also!“, sagte ich mir. Dann sind also die endlosen 12er-Schichten und die Sommer, ohne einen einzigen freien Tag, eine Jagd nach dem weißen Büffel und ich befinde mich auf dem Kriegspfad! Dass ich mich von da an auf dem Kriegspfad befand, empfanden ab und zu ganz sicher auch Vorgesetzte so, aber das ist eine andere Geschichte und brachte mir neben „Gandalf“ oder „Turm“ auch den Nicknamen „Sitting Jörg“ unter Kollegen ein.
Der unmittelbare Vorgesetzte hatte sich mit einer neuen Steuerung einer Pumpe versucht, worauf ich ihm den Namen „Häuptling starre Pumpe“ verlieh. Zum allgemeinen Gaudium und zu meiner Genugtuung, war sein Name bald sehr geläufig. Wie dem auch sei, war es die Beute, die zählte. So viele weiße Büffel wie nur irgend möglich galt es, wenn nicht gerade zu erlegen, so doch gehörig zu melken – und hätte meine liebe, brave Frau nicht derartig klug und umsichtig den Wigwam gehütet, wären solche Jagden nicht möglich gewesen. Die Beute wurde schwesterlich geteilt. Gleichberechtigte Aufgabenteilung!
Bildquelle: Kanenori Pixabay
© Jörg Gschaider 2022-10-23