BUH’S VON ESEL

Rotschopfstoff

von Rotschopfstoff

Story

Ich wusste es, ich habe einen Dachschaden! Sind alle Frauen so komisch? Oder bin nur ich so seltsam? Letztens hat mich doch tatsächlich ein Brötchen traurig gemacht. Ein Brötchen! Na ja, es war das Brötchen aus dem Frost, was noch vom letzten gemeinsamen Frühstück mit R… Äh, nennen wir ihn liebevoll „Esel“, übrig blieb. An diese plötzlichen Überraschungen in der Wohnung hab ich mich gewöhnt. Aber, das nach Monaten immer noch etwas zum Vorschein kommt, das mit Esel zu tun hat, das ist wie, wenn man die Schranktür aufmacht, jemand rausspringt und „BUH“ macht. Oder wie ein Joghurt, der im Kühlschrank vergessen wurde und dahinvegetiert. Er gehört eigentlich zu dir, du darfst ihn aber nicht mehr nehmen, weil er eben weg muss. Begonnen hat es mit dem Föhn. Genau, vor dem Brötchen hat mich der Föhn traurig gemacht. Der war nämlich beim Einschalten viel zu kalt, weil er eben noch auf Esel eingestellt war. Ok das hab ich eigentlich ganz gut verkraftet. Aber dann dieses quietschgelbe Handtuch. Furztrocken hing es da, als ich von meiner Bloß-weit-weg-von-Dir-Reise zurückkam. Von der blöden Bettwäsche auf der rechten Seite will ich gar nicht reden. Was mit ihr gewesen ist? Na sie lag da unverändert rum. Sie war nicht plötzlich weg, wie der Esel! Die hat sich da noch richtig breit gemacht. Auch fand ich die alte Weihnachtsverpackung für Esels Geschenk, die ich aufgehoben habe. Das hat man dann davon, wenn man solche Dinge wiederverwenden möchte. Er bekam damals einen Saunagutschein. Ihr müsst wissen, der war ein Warmduscher. Ebenso die Bohnen im Einwegglas von Oma Esel, die mir sonst total geschmeckt haben, hatten nun einen bitteren Nachgeschmack. Man sollte meinen, diese Probleme bestehen nur in meinen vier Wänden, aber denkst du. Vor einiger Zeit saß ich in der Küche meiner Oma und starrte auf den Jahreskalender, den ich ihr mit Fotos vom Vorjahr gebastelt habe. Sie hat ihn tatsächlich noch hängen, obwohl der alte Esel mit darauf ist. Es war der Monat September. Eines meiner Lieblingsfotos. Auf dem Bild waren wir auf Rügen, lagen beide mit dem Rücken auf einem Steg und hielten die Kamera über uns.Leider wurden auch gefühlt 100 Plätze in der Stadt von Esel kontaminiert. Frauenkirche, Postplatz, Großer Garten, Mandala, ach und eigentlich die komplette Südvorstadt. Im Straßenverkehr wandern die Augen zu jedem schwarzen VW Golf Variant. Es ist wie eine Sucht. Das Blöde an der Sache, jeder verdammte Hinz und Kunz fährt dieses dämliche Auto! Und ich muss mich anstrengen, nicht von diesen Dingern abgelenkt zu werden. Überall lauern sie! Die ganzen „BUH’s“ und wollen mich erschrecken. Ein Monster im Schrank ist ein Witz dagegen. Ich sag doch, kompletter Dachschaden das Mädel. Normal ist das nicht, oder? Gibt es dafür irgendwelche Medikamente? Oder muss ich das jetzt akzeptieren? Ganz nach dem Motto: Es ist nur Liebe und da hilft keine Medizin.

© Rotschopfstoff 2021-01-22

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