von lavoce
Die Ähnlichkeit von VW-Bullis mit langjährigen Ehepartnern ist frappant,
der Bogen weit und pikant sich spannt:
Bei beiden ist die eine oder andere Schraube bereits gröber locker,
ihr Aussehen haut dich nicht mehr unbedingt vom Hocker,
sie brauchen eine Weile, um in die Gänge zu kommen,
die Sicht ist verschwommen,
der Lack ist ab, das Getriebe ächzt und stöhnt,
an lange Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten ist man gewöhnt.
Ein paar Teile hängen, der Rest gehört generalüberholt,
zuweilen sind sie falsch gepolt.
Je älter sie werden, umso komischere Geräusche (und Gerüchte) geben sie von sich,
sie sprühen nur so vor Macken, sind leicht wunderlich,
sie können schon mal (ungewollt) Flüssigkeit verlieren,
verbringen mehr Zeit in der Garage anstatt auf der Piste zu brillieren.
Im Laufe der Jahre fordern sie immer mehr Aufmerksamkeit, Pflege und Streicheleinheiten ein,
lieben es, kurz vor dem Höhepunkt liegenzubleiben.
Sie haben ein wenig an Spritzigkeit aber nicht an Stolz und Selbstvertrauen verloren,
benehmen sich, als wären sie zum Zicken geboren
und dennoch …
Hergeben würden sie (freiwillig) nie und nimmer.
Wieso? Wir haben nicht den blassesten Schimmer.
Nein, im Ernst, man hat einiges miteinander erlebt,
durchgemacht, durchgestanden, ist regelrecht aneinandergeklebt.
Man ist ein eingeschworenes Team,
eine Situation: Win – win,
und weiß genau, welche Knopferl zu bedienen,
um den anderen auf Touren zu bringen.
Aber nicht nur aus Nostalgiegründen würden wir nie auf unsere „Lieblinge“ verzichten –
nicht nur aufgrund ineinander verwobener Geschichten –
sondern weil sie noch genauso unausstehlich unwiderstehlich sind wie am ersten Tag,
und auch wenn man es nicht glauben mag,
sie sprühen nur so vor Charme,
sodass es einem auch nach Jahren noch ums Herz wird ganz warm …
© lavoce 2021-05-27