Burgenländisch-Französisch

Puszta-Piri

von Puszta-Piri

Story

Ab einem gewissen Alter im Leben trifft man seine Verwandtschaft, also wirklich alle Tanten, Onkels, Cousins etc., doch nur noch mehr auf einmal auf dem einem oder anderem Begräbnis. Früher, also von meiner Zeitrechnung aus gerechnet jetzt noch vor 40 Jahren und weniger (also sagen wir ab den 80er Jahren), traf man sich noch bei der einen oder anderen Taufe, Hochzeit oder einem runden Geburtstag der Mitzi-Tant oder dem Bello-Onkel und wie sie alle heißen bzw. hießen.

Burgenländische Hochzeiten sind ja sowieso landesweit bekannt – kulinarisch wie „vinarisch“, als auch „wie narrisch“ mit all seinen Brauchtümern und Traditionen.

Man hat mir schon mit 10 Jahren ein A4-Seiten langes Mundartgedicht eingetrichtert, das ich mein Leben lang nicht mehr vergessen werde und das ich bei jeder angesagten Hochzeit aufsagen musste..durfte..sollte aber nicht immer wollte. Natürlich hab ich dann ein Körberl bekommen und all das gute Geld abgecasht. Das Brautpaar wollte natürlich keinen Schilling davon haben. Hatte ich doch die Arbeit. Weck mich um 3h nachts, und ich kann’s gleich aufratsch’n.

Nun endlich formierte sich wieder die ganze Verwandtschaft zwischen Boden- und Neusiedlersee im heurigen Hochsommer zur Hochzeit in Apetlon. Die Einheimischen aus diesem Nest, im Nordburgenland bekannt als die Franzosen des Burgenlandes, sind ein geselliges, gastfreundliches, was die Mundart angeht, jedoch recht eigenwilliges, fast schon kniffliges Volk.

Nach all dem Umzug durch’s ganze halbe Dorf, kirchliche Trauung, Musik und Tanz kam der Bräutigam zu Wort.

Er, ein quasi Franzose, traf vor einigen Jahren auf die ein paar Ortschaften weiter nördlich stammende nun frisch Angetraute. Wie dies passierte, erzählte er abends der (ange-)heiter(t)en Hochzeitsgesellschaft in wenigen Worten:

„Die Petzi woar öfters do bei uns beim Wirtn, und da Wirt hot amoi zu ihr gsogt, na, du muisst da hoid an Opalauna suicha. Und a poar Waucha speita woar ma schoi’ssn mitanaunda.“

Mein Schwager, ein Burgenlandkroate, und dem burgenländischem Französisch nicht so mächtig, erstarrte und fragte entsetzt meine Schwester: „Bitte, was waren die miteinander?? Ich kenne ja viele Bräuche, aber kann das sein, dass der echt schei… meint? Ok, wenn man sich kennenlernt, muss man sich ja auch riechen können – aber gleich sooo intensiv?? Also ich versteh überhaupt nix??!!“

Wir, also sie und ich, darf ich hier einwerfen, sind genetisch gesehen waschechte Burgenländerinnen und jedem Dialekt zwischen Pama und Stinatz mächtig.

Sie platzte vor Lachen ob der totalen Verwirrung ihres Lebensgefährten und kriegte sich überhaupt nicht mehr ein, bis die ersten Tränen über die Wangen rollten vor Erheiterung.

Nachdem sie irgendwann wieder Luft schnappen konnte, erklärte sie ihm:“Die waren nicht scheißen, sondern ’schon essen‘ miteinander!!“

Alles klar!?!

Die Liebe geht bekanntlich durch den Magen.

© Puszta-Piri 2019-10-01

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