Bushido -Der Weg des Kriegers

Christine Sollerer-Schnaiter

von Christine Sollerer-Schnaiter

Story
Japan 2023

So heißt der ethische Ehrenkodex der Samurai – abgeleitet vom Wort Bushi – dienen.

 Ich stehe vor dem Denkmal für die Kirschblüte im Genkyu Rakurakuen Garten. – eigentlich plump und unpassend für so eine zarte Blume – und doch so bewegend. Die angedeutete Blüte steht auf glitzernden Steinchen, die die abgefallenen Blütenblätter symbolisieren. Die japanische Kirschblüte (sakura) ist eines der wichtigsten Symbole der japanischen Kultur. Sie steht für Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit. „Die schönste unter allen Blüten ist die Kirschblüte. Der edelste unter den Menschen ist der Samurai. So schnell wie die Kirschblüte vergeht, kann der Samurai sein Leben verlieren, aber er hat in voller Schönheit geblüht“.

Der Philosoph Junyu Kitayama schreibt dazu: „Wenn die Sonne in die azurne Mitte des blauen Himmels aufgestiegen ist, beginnen die Kirschbäume, ihr Blütengewand lautlos abzuwerfen und sich in die letzte Stunde des Blütentodes zu begeben. Die Tragik des Untergangs, die den Menschen wehmütig rührt und manchem Dichter schmerzliche Klagelieder entlockt, wird in der Natur lebendig. Aber dem japanischen Herzen ist dieses die feierlichste Stunde. Der Höhepunkt des Lebens ist der Tod. Der Abschied vom Ich auf dem Höhepunkt des Lebensglanzes, wie bei der fallenden Kirschblüte, ist für den Samurai der Schmuck seines Daseins, den er ohne Klage und Jammer erträgt.“ Nach längerem Reifen und nur kurzer Zeit des Erblühens fällt die Blüte im Moment vollendeter Schönheit. Die Sakura gibt damit den Samurai und der Literatur ein Beispiel für einen würdigen, jungen Tod.

Bushido ist ein unausgesprochener und ungeschriebener Kodex, ein Gesetz also, das im Herzen eines jeden Samurai geschrieben stehen sollte. Sein legendärer Mut und sein Pflichtbewusstsein bis hin zur Bereitschaft, durch die eigene Hand zu sterben, sind nur Beispiele für eine Reihe von Gesetzen, die ihm eigen und vertraut waren und die auch heute noch in Politik, Wirtschaft und im alltäglichen Leben wirken. Immer wieder hört man von Selbstmorden ranghoher Manager nach einer Pleite. Auch ich stamme noch aus einer Zeit, in der Ehre und Ruhm eine hohe Bedeutung hatten. Wie viel Grausamkeit und Leid ist damit oft einhergegangen.

Die Samurai wurden zu einer Kultfigur nicht nur in Japan, sondern auch in Europa, bekannt durch Bücher und Filme. Sie waren Elitekrieger, die dem Japanischen Adel mit ihren militärischen Fähigkeiten dienten. Wer hätte nicht schon von Harakiri oder in Japan gebräuchlicher Seppuku gehört und sich vor Grauen geschüttelt. Es handelt sich um Selbsttötung durch Bauchaufschlitzen, um zu sühnen und die Ehre wieder herzustellen. Wenn ich nicht siegreich bin, bin ich ein Versager und als solcher hab ich kein Lebensrecht. Es ist ein Ritual, das etwa ab der Mitte des 12. Jahrhunderts in Japan innerhalb der Schicht der Samurai verbreitet war und 1868 offiziell verboten wurde. Der Krieger kniet sich hin, entblößt seinen Oberkörper und setzt die Spitze seines Schwerts unter dem Bauchnabel an. Mehr will ich mir und euch ersparen.

© Christine Sollerer-Schnaiter 2024-02-04

Genres
Romane & Erzählungen, Spannung & Horror
Stimmung
Abenteuerlich, Herausfordernd, Dunkel, Emotional, Informativ