C 09: Hier wo ich ihn spielen sah

Joris Menger

von Joris Menger

Story

Hier an dem Basketballplatz neben unserer Schule, wo ich jeden Tag auf dem Weg nach Hause vorbeiging, sah ich ihn heute. Aren wie er den Basketball auf den Korb vor ihm warf, immer und immer wieder, bis er entsetzt bemerkte, dass ich ihn schon eine ganze Weile zuschaute.

Ich wusste nicht einmal, warum ich das machte, nur dass ich, nachdem dieser Junge mich vor zwei Tagen angehört hatte, mich dabei auf dem Dach zum Weinen gebracht hatte und dadurch jetzt wahrscheinlich schon mehr von mir wusste als ich selber.

Irgendwie versuchte ich mich nun ein wenig auf ihn einzulassen, da ich beschlossen hatte, dass auch die missgelaunte Lily sich irgendwann ändern müsste, und bei Aren fühlte es sich irgendwie leichter an sich zu ändern, als bei allen anderen.

„Voll traurig, dass du alleine auf einen Basketballkorb wirfst, so sieht es so aus, als würdest du keine Freunde haben“, sagte ich zu ihm und verteufelte mich darauf direkt, dafür, dass ich ihn nicht einfach normal ansprechen konnte, doch dann kam plötzlich der Basketball auf mich zugeflogen, den ich mit viel Mühe schaffte zu fangen.

„Schau mal, ich spiele doch gar nicht alleine, du spielst doch mit“, erwiderte er, woraufhin ich einen großen Seufzer ausstieß, aber den Ball daraufhin genauso ungeschickt, wie ich ihn aufgenommen hatte, versuchte in den Korb werfen, wodurch er meilenweit danebenging, doch trotz dieses misslungenen Wurfes legte ich meine Tasche zur Seite und ging zu Aren hinüber.

„Du hast zum ersten Mal ein Gespräch eröffnet, das finde ich wirklich stark, ich meine, das hast du, seit wir uns kennengelernt haben, nicht gemacht.“

„Seitdem du begonnen hast, mich jeden Tag anzusprechen“, verbesserte ich ihn und hob den Basketball, der auf dem Boden lag, auf: „Sag mal, warum wirfst du eigentlich ganz alleine mit diesem Ball auf diesen Korb, das sieht echt erschreckend traurig bei dir aus.“

„Ich übe für das Basketballturnier an unserer Schule“, sagte er und forderte mich, auf ihn den Ball zuzuwerfen: „Wow, ich wusste gar nicht, dass sich da jemals jemand freiwillig melden, und vor allem das Ganze so ernstnehmen würde“, antwortete ich.

„Wenn niemand mitspielen würde, würde es auch keins geben, außerdem wollte ich gar nicht mitmachen, aber Yuma hat sich angemeldet“, erklärte er, „Dein Freund, nicht wahr, er hat dich dazu gedrängt mitzumachen, weil er gegen dich spielen wollte“, schlussfolgerte ich.

„Genau“, sagte Aren, „Aber es gibt noch einen anderen Grund.“

Ich schaute ihn fragend an.

Er grinste, warf den Ball auf den Korb zu und machte einen schönen Dreier.

„Ich will nicht gegen ihn verlieren und wer nicht kämpft, der hat schon verloren.“

© Joris Menger 2025-08-29

Genres
Romane & Erzählungen