Camping

Sarah Pankow

von Sarah Pankow

Story

In Gränna angekommen, bauten wir unsere Zelte an einer schattigen Stelle zwischen zwei Bäumen auf. Noch bevor wir unsere Taschen ausgepackt hatten, gingen wir im Wald eine Runde laufen, um die Gegend zu erkunden. Es war ein großer Spaß.

Es ist immer ein großer Spaß mit meinem Bruder laufen zu gehen. Aber dieses Mal war es besonders ausgelassen und fröhlich. Wir sprangen über Zäune, hüpften über Baumwurzeln als wären wir Rehe, sprinteten Treppen hoch und jagten einander über Felder. Natürlich hätte ich nie eine Chance gegen Ben gehabt, aber es war ein spielerisches Jagen. Einmal fing er mich und wir stürzten lachend zu Boden und kitzelten uns gegenseitig. Wir kletterten in ein verlassenes Baumhaus und sahen auf einer Lichtung einen Elch. Alles duftete nach Unbeschwertheit und Freiheit.

Beschwingt von diesem freudigen Lauf und erfrischt von einer kalten Dusche, fehlte uns nichts als ein bisschen was zu essen und zu trinken. Wir schmissen den Grill an und holten unsere vorbereiten Speisen raus. Unsere traditionelle Superfoodbattle hatte uns zu einem Quinoa-Salat und selbstgemachten Kale Chips mit Avocado-Dip inspiriert. Zum Nachtisch gab es Chia Pudding und frische Blaubeeren. Aber auch ein kühles Bier und ein paar Steaks durften nicht fehlen. Wir hatten den ganzen Tag noch nichts gegessen und verschlangen genussvoll unsere Gourmetkreationen. Inspiriert durch meine spirituelle Erfahrung am Fluss und die heitere Stimmung, die, wie so oft nach einem guten Lauf, Körper, Seele und Geist durchströmte, fragte ich Ben: „Glaubst du an ein Leben nach dem Tod?“

Ich wusste, dass er seit seiner Auswanderung nach Schweden sehr religiös geworden war, aber wir hatten nie wirklich über dieses Thema gesprochen. Plötzlich wurde er nachdenklich und starrte gedankenverloren auf den See. Er antwortete mir nicht. Später sprachen wir noch über ein paar belanglose Dinge, um die unangenehme Stille zu durchbrechen, aber es blieb ein merkwürdiger Nachgeschmack. Ich konnte in dieser Nacht kaum schlafen, da mich die unbeantwortete Frage und weitere damit zusammenhängende Fragen nicht losließen.

Lange lag ich auf dem Rücken wach im Zelt, an die Decke starrend, und hing den Gedanken nach, die in meinem Kopf Karussel fuhren. ‚Warum hat er nicht geantwortet? Will er nicht, dass ich weiß, woran er glaubt? Oder weiß er es vielleicht selbst nicht? Ich muss es wohl einfach selbst herausfinden.

© Sarah Pankow 2022-12-16

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