Capo Testa

Jörg Gschaider

von Jörg Gschaider

Story

Dem Capo Testa einen Besuch abzustatten war ein absoluter Pflichttermin, nicht nur deshalb, weil es nur einen Steinwurf von S. Teresa entfernt lag. Eine Legende sagt, dass Gott, als er mit dem Erschaffen der Erde fertig war, eine Handvoll Steine übriggeblieben waren. Diese warf er ins Meer und daraus wurde Capo Testa. Auf einem Hochplateau der bizarren Felsformation thront ein Leuchtturm. Als ich ihn das erste Mal sah, befand er sich noch in militärischem Sperrgebiet …

Das Wetter hatte umgeschlagen. Regen schwangere Wolken hingen am Himmel und kalt war es geworden. Wintereinbruch im Juni. Trotzdem wollten wir die paar Kilometer bis zum Kap unter die Räder nehmen. Am Parkplatz den Startknopf des mit Keyless-System ausgestatteten Gefährts gedrĂĽckt, um die ZĂĽndung einzuschalten und: Nichts rĂĽhrt sich! Kein auch noch so kleines Lämpchen leuchtete! ScheiĂźe! „Die Batterie ist leer“, lautete die erste Diagnose. „Wenn sich die Batterie in 2 Tagen dermaĂźen entleert, dass absolut nichts mehr geht, liegt dem ein mächtiges Problem zugrunde! Und morgen schon liegt die Ăśberfahrt nach Genua an!“, folgerte ich weiter … Zum GlĂĽck ging es fast einen Kilometer steil bergab. Ob das Anrollen mit derartig leerer Batterie fruchten wĂĽrde? „Du hast keine Chance, also nĂĽtze sie!“ Bis zum Ende des HĂĽgels nicht der kleinste Huster! Mausetot! Noch ein allerletzter Versuch mittels Startknopf die ZĂĽndung zu aktivieren! Nichts! Doch halt! Was sah ich da? Ein rotes, leuchtendes Sternchen! Ich wusste, was es zu bedeuten hatte: Ein Problem mit dem SchlĂĽssel lag vor! In diesem Falle musste man den SchlĂĽssel unter den KotflĂĽgel halten, um ein Notprogramm zu aktivieren. Ha!

Doch wo war der Schlüssel? Hatte ich ihn nicht immer im rechten Jeanssack eingesteckt? Nanu, da war er nicht! Auch in den anderen Taschen war ich nicht fündig geworden! Daniela erklärte sich umgehend bereit, im Apartment zu suchen. Nach kurzer Zeit war sie zurückgekehrt und ihr Strahlen kündete vom Erfolg! Ich hatte ihn im Zimmer ausgestreut.

Inzwischen hatte es zu regnen begonnen. Capo Testa bei Regen hatten wir eh noch nie gesehen und glaubt mir, werte Freunde: Die Granitfelsen und der Leuchtturm sind bei Regen mindestens so schön, wie bei Sonnenschein! Eine Blume des Südens und ein Steirerbua sind nicht aus Zucker und so genossen wir den Spaziergang im Wunderland zutiefst! Ein Blick nach Korsika, noch einen Imbiss im überdachten Kiosk und zurück nach S. Teresa.

Es war Nacht geworden und auf der Piazza spielte eine ziemlich junge, aber sehr, sehr gute Band Lieder genau nach meinem Geschmack, doch in Anbetracht des Wetters bedauerlicherweise fast ohne Publikum. Ein, zwei Songs, dann war es auch uns zu kalt geworden. Die Gruppe spielte ob der letzten die Piazza verlassenden Fans unverdrossen weiter. Wir beschlossen vom Balkon unserer Unterkunft der Darbietung zu lauschen. Auch dort waren die Verhältnisse leider unerträglich! Im Juni auf Sardinien!

© Jörg Gschaider 2023-01-08

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