Challenge-Umnachtung

Musenzeit

von Musenzeit

Story

Sollte ich Inklusionshilfe beantragen?

Vermutlich wurde bei mir nämlich am Challenge-Gen „von da oben“ gespart. Die anderen wollten viellleicht mehr davon und ich ging am Ende als Träumerin eher leer aus. Oder es ist defekt. Erste Challenge verloren, Pech gehabt. Schon purzelte ich ins Leben hinaus ohne Anleitung, wie das jetzt ohne dieses Kapital-wichtige Gen funktionieren soll.

Gibt es vielleicht einen Lichtschalter, der meine Challenge-Umnachtung erhellt?

Zeitlebens fühle ich mich nicht in meinem Element, wenn Wettbewerbe ausgerufen wurden, mit und ohne Sportbezug. Schon meine Banknachbarinnen in der Schule durften jederzeit abschreiben. Logisch aus meiner Sicht, wenn sie was brauchten. Das Teilen mit Bruder und Schwester erinnere ich mich als christilich verordnet. Bei mir wurde nichts weniger dadurch, die andere gewann dazu. Win-win, aber nicht aus Sicht der Lehrerinnen. Kooperation unerwünscht. Challenge wieder verloren. Meine Leistungen waren top, aber sobald es hieß „gegeneinander“: Desinteresse pur, in mir ein dumpf brodelndes „aha, wieder einmal die alte Chose“, null Energie dafür. Nicht mal die wilde, abenteuerlustige Amazone in mir blinzelt. Die wird nur aktiv wenn es etwas wirklich braucht, oder zur Notwehr. Mit Läden und Internetshopping geht die Jagd gezähmt zu und ist in Kooperation noch genussvoller.

Jetzt gibt es da logischerweise ein Problem – Verzeihung, eine Herausforderung – in einer Welt, die Wettbewerb rund um die Uhr große Klasse findet und Leute anscheinend am liebsten tagein, tagaus „gechallenged“ werden mögen. Diverse „Handschuhschlag ins Gesicht – Duell“ – Realitäten tun sich vor mir auf und ich überlege mir, was meine angemessene Rolle wäre, ohne in beworbene Ringtanzkämpfe mit anderen zu steigen. Dabei ringe ich gerne und häufig mit allerlei Dingen wie Regalaufbauten, um meine Fassung, Worte oder ums Gleichgewicht in Tanzpositionen. Wenn es heißt, hier oder dort etwas zu lösen, tüftele ich lange voller Energie, alleine und mit anderen. Wenn ich Sport treibe, ist es mir herzlich egal, ob der andere neben mir schneller rennt, solange es ihm genauso Freude macht wie mir. Ist mir Hase wie Igel. Dass Siegertreppchen nur drei knapp bemessene Plätze haben und bei Nr. 4 der Spaß aufhört: Ist das dem Mangel an Baumaterialien, Edelmetallknappheit oder purer Fantasielosigkeit zuzuschreiben?

So speist sich künstlich erzeugter Mangel selbst. Ein ewiger Run um eine in Wirklichkeit nie versiegende Quelle, Gehirnwindungen ins Burnout treibend und Körper bis zur völligen Erschöpfung gegeneinander oder gegen sich selbst jagend.

Sollte der Beutezug der Marsmission erfolgreich sein, gibt es hoffentlich mehr Medaillen. Bei der Challenge, dorthin zu fliegen, applaudiere ich Wegreisenden mit dem großen Wunsch, danach hier vor Ort auf der ever-challenging Erde etwas erledigen zu können mit denjenigen, die das auch von Herzen wollen. Bitte miteinander. Und gechillt.

© Musenzeit 2021-03-01

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