Chaoswochenende

Ulrike Ellmauer

von Ulrike Ellmauer

Story

Ich habe zwei Töchter, Eva geht noch zur Schule und Nina studiert in Innsbruck. Es ist das Wochenende von Evas Firmung und Ninas letztes Wochenende bei uns in Salzburg, bevor sie für ein halbes Jahr nach Valencia zieht. Es ist Freitag nachmittag Ende April.

Nina wird von Joschi, der fürs Auge sehr erfreulich auf mich wirkt, in einem Mini nach Salzburg gebracht. Joschi packte Ninas Zeug aus, ich hebe den Koffer an, bemerke dass er zu schwer ist und lasse ihn stehen. Joschi macht keine Anstalten den Koffer in den 3. Stock zu schleppen, na ja, dann eben nicht. Nina ist sauer dass ich das nicht erledige, nein, ich kümmere mich um Joschi und begutachte sein Auto, bevor er sich zum Fuschlsee aufmacht.

Sobald Nina das Haus betritt herrscht Chaos. Sie läßt ihr Zeug fallen wo sie gerade geht und steht und alle anderen dürfen drübersteigen. Sie verkrümelt sich in ihr Zimmer, um ihre Bachelorarbeit zu schreiben, die bis Montag abgegeben werden soll. Der Laptop fängt an Geräusche zu machen, und zwar sehr laute. Wir packen das Ding ein und fahren in den nächsten Appleshop. Es entpuppt sich ein Streitgespräche zwischen Nina und dem Verkäufer und so rufen wir zu Hause den „Retter der Welt“ an. Der kommt am nächsten Tag, löscht ein paar Sachen und der Laptop funktioniert wieder.

Nina teilt mit, dass sie sich um den Transport zum Flughafen München kümmern sollte und Schwein wie sie hat, bekommt sie noch einen Platz in einem SMS-Taxi von Sonntag auf Montag in der Nacht.

Es ist Samstag, der Tag der Fimung. Evi und ich gehen vormittags zum Frisör, Nina schreibt an ihrer Arbeit. Ich will Geld von der Bank holen, blöd, alle Automaten sind nicht verfügbar. Wir fahren zu einer anderen Filiale, dort spuckt immerhin ein Gerät Geld fürs Abendessen aus. Die Firmung beginnt um 16 h, kurz vorher schaut Nina, wass sie denn da anziehen könnte. Immerhin ist sie Firmpatin. Mist, das Seidendirndl passt überhaupt nimmer. Bluse dazu schon gar nicht. Ich schlage vor, aus den vielen Gewandhaufen, die von ihrem Zimmer bis in den Dachboden am Boden liegen, etwas rauszusuchen, in das sie reinpasst. Evi schreit, dass sie ihr Jäckchen nicht finden kann. Das hat natürlich meine Mutter zur Schmutzwäsche geworfen, weil es in Evas Zimmer herumlag. Endlich sitzen wir im Auto, meine Mutter stänkert dass es ihr hier zu unsauber sei, aber egal, sie kann ja zu Fuss gehen wenn ihr was nicht paßt. Vor dem ersten Regenguß schaffen wir es zur Kirche. Mein Ex steht davor herum und wir nehmen ihn gleich mit rein, bevor er abhaut. Alles klappt wunderbar bei der Firmung und zwischen den Regengüssen treffen wir trocken beim Wirt ein.

Am Sonntag bringe ich meine Mutter zum Zug und warte am Bahnhof, bis sie in den richtigen Zug eingestiegen ist. Nur um ganz sicher zu gehen, dass sie auch wegfährt. Dann suchen Nina und ich eine Stunde lang ihren Reisepaß. Er ist in der Laptoptasche. Die Bachelorarbeit schickt sie in letzter Minute per Email an die Uni ab. Ein tolles halbes Jahr in Valencia liegt nun vor ihr.

© Ulrike Ellmauer 2019-04-11

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