Chapter 2 – Killing my Feelings

Carina Huber

von Carina Huber

Story
Amerika

Als ich die durchgestrichene Tafel mit der Aufschrift „Los Angeles“ sah, lehnte ich mich zurück und drehte die Lautstärke der Anlage höher. Ein großer Stein fiel mir von meinem Herzen und es fühlte sich an, als ob ich endlich wieder atmen konnte.

Ich konnte kaum meine Gedanken sortieren und war innerlich kaputt, aber ich war frei.

Nach 6 Stunden Fahrt hielt ich bei einer Tankstelle unmittelbar vor Santa Cruz. Es dämmerte und die Straßenlaternen gingen bereits an. Ich tankte das Auto voll, schnappte meine Geldbörse von der Beifahrerseite und ging auf den Eingang der Tankstelle zu. Die Pfiffe der leicht angetrunkenen Personen, die davor standen, ignorierend, ging ich zielsicher auf den Tresen zu und lies genügend Geld darauf fallen. So schnell wie ich drinnen war, war ich auch wieder bei meinem Auto und verstaute wieder alles in meiner Reisetasche. Sofort sprang mir eine Landkarte, die ich anscheinend in meiner Reisetasche mal vergessen hatte, ins Auge und ich zog diese heraus. Bevor ich mich jedoch auf der Landkarte zurechtfand, wurde sie mir auch schon aus der Hand gezogen und ich starrte meinem gegenüber irritiert, aber angriffslustig an. „Kann man bei was behilflich sein?“, lächelte dieser mich verschmitzt an. Ich wusste, für viele wirkte es nett und zuvorkommen, aber für mich war es nicht mehr als ein Störfaktor. „Wenn ja, hätte ich doch gefragt, oder?“, und riss ihm dabei die Karte wieder aus der Hand. Was bildet er sich ein mir etwas aus der Hand zu reißen. Er fuhr sich mit seiner Hand durch sein blondes Haar und sah plötzlich aus wie ein kleiner Welpe. „Sorry, wollte nur freundlich sein“, stammelte er vor sich hin und machte auf dem Absatz kehrt. Kaum hatte ich die Karte wieder angehoben, drehte sich der Typ wieder um und rief mir noch zu: „Hey, wie lange bleibst du in der Stadt?“ Ihn ignorierend wanderte mein Blick über meine Karte und ich studierte die nächsten Straßen Richtung Kanada. Eingeschüchtert meldet sich Blondie noch ein letztes Mal zu Wort: „Wir sind heute im ‚Blue‘ feiern, falls du noch über Nacht bleibst.“ Er wendete sich mit einem Augenzwinkern ab und ließ mich endlich alleine stehen. Augenrollend ließ ich die Karte wieder in die Seitentasche wandern und setzte mich hinter mein Lenkrad. Ich klappte den Innenspiegel herunter und betrachtete die vielen dunklen Augenringe. 

© Carina Huber 2024-05-28

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Emotional
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