Christkind-Challenge

Gertraud Tabernig

von Gertraud Tabernig

Story

Ich bin scho a Fuchs! So macht bekanntlich Not erfinderisch. Das ganze Jahr über muss ich mich damit ärgern, dass mir meine Kinder in Sachen Ordnung nur so auf der Nase herumtanzen. Ich, die Ordnung über alles liebt! Täglich muss ich darauf hinweisen, dass seit 3 Tagen die Unterhosen samt Socken, in der Ecke liegen. Es wird ignoriert! Am nächsten Tag stehe ich mit ernster Miene DANEBEN: “bitte heb die Sachen auf!” Es gibt auch einen Zusatztipp: “und schmeiß` sie in den Wäschekorb.” Schwere Geburt. Dabei beobachte ich, wie die Überforderung in ihren Gesichtern zum Ausdruck kommt, welche mit einem tiefen Seufzer unterstrichen wird. Nein, Geschenke fordern und nie genug bekommen, aber NICHTS dafür tun, nöö! Zu meiner Verteidigung: es gibt Schlimmeres, als den Zimmer-Putz! Nun gut, es musste eine Lösung her, und so schoss es mir, eine Christkind-Challenge zu veranstalten! NICHT das Zusammenräumen sollte im Vordergrund stehen, sondern dieses eine ZUSATZ-Geschenk! Noch nie sah ich unsere Kids so aufmerksam zuhören. Ich spüre förmlich, wie sich ihre Gehirnwindungen neu orientieren. Entschlossen beginne ich mit meiner Story: “neulich kam ja das Christkind vorbei und holte eure Briefe. Da es neugierig war, erlaubte ich ihm, einen Blick in eure Zimmer zu werfen, um euch “kennenzulernen”. Doch leider wurde es immer leiser, immer betrübter. Schnell wurde klar, dass es hier nichts Zusätzliches geben würde, sondern jedem ein Geschenk ABGEZOGEN wird. Meine Kids rissen vor Entsetzen die Augen auf. “Doch, liebe Kinder, es gibt da eine Möglichkeit: ihr bekommt HEUTE die einmalige Chance, um das wieder gutzumachen. Ihr DÜRFT heute für Ordnung sorgen, also ein wirkliches Entgegenkommen. Zusätzlich gab ich kund, wenn ich 3x laut schreien muss, da ein Kind vom anderen nicht lassen kann und es feigelt, bis es zum Umfallen kreischt – wird die Challenge sofort abgebrochen. ”Bua, des hot g´sessn, des is ein´gfohrn!“ Um alles stressfrei zu starten und sich niemand überfordert fühlt, war mein Plan, dass sich erst mal alle Umziehen, anschließend wird gefrühstückt, denn: nur nichts überstürzen. Schließlich bekommt jede/r etliche Stunden zum Werken und Tun. Doch denkste! Aufgestachelt und voller Energie rennen sie die Treppe hoch. Die Bombe schlug ein, als wäre das Zusammenräumen das Spannendste, Aufregendste und Einfachste auf der Welt, auf DAS alle nur so gewartet haben! Okay Mama, deine Erziehungsmethoden darfst du schleunigst mal überdenken! Während ich hier schreibe, die Minuten zähle und lausche, wann und wer denn als erster plerrt, so staune ich nur mehr. Das Einzige, was ich vernehmen, sind hastige Schritte, Türen, die auf und zu gehen, es ist einfach unglaublich! Dass ich DAS schaffte und alle 3 voll darauf einstiegen, das überwältigt mich voll und ganz! Selbst jetzt, nach fast einer Stunde, höre ich weder ein Kreischen, noch ein Jammern, und so wird mir klar: “ans Christkind las laaaange glauben – was für ein Geschenk für MICH!“

© Gertraud Tabernig 2020-11-28

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