Coffee Date

14.02.2010, Wien

Zeit zerstörte alles Gute. Am Ende war das Leben nichts als ein Schrecken, der durch kurze Momente des Glücks unterbrochen wurde. Nichts hielt für immer und das war grauenhaft.
Date Night war einst die beste Nacht der Woche gewesen, jetzt war sie einfach nur traurig.
Florian starrte auf die flackernde Kerze, die vor ihm auf dem kleinen Tisch stand. Er hatte sich doch noch aus seinem Bett gequält, im Versuch diesen Valentinstag nicht ganz einsam zu verbringen.
Allein auf einen Kaffee zu gehen war doch nicht die beste Idee gewesen. Ein Blick über die besetzten Tische um ihn zeigte nur wie allein er war.
Er starrte in seine Tasse. Das Schaumkunstwerk, dass auf seiner Oberfläche kreiert worden war, war langsam zerflossen. Annemarie hätte es hier gefallen.
Einfach so traurig.
Leben war schmerzhaft.
Die Jahre davor hatte das junge Pärchen den Valentinstag stets mit extravaganten Date Nights verbracht. Aktivitäten und Restaurantbesuche, die sie Wochen im Voraus geplant hatten.
Doch Annemarie und Florian war nicht mehr. Nun war Florian allein.
Allein mit seinem kalten Kaffee und einer flackernden Kerze. Wirklich traurig.
„Da bist du ja.“ Die junge Frau setzte sich zu Florian auf den leeren Platz.
Florian starrte sie wortlos an.
Träumte er.
Annemarie lächelte ihn an.
„Schau nicht so geschockt, es ist Date Night!“ Annemarie schnappte sich Florians Getränk. Sie verzog ihr Gesicht aufgrund der Kälte und bestellte sofort Ersatz.
„Echt nett hier“, meinte die junge Frau während sie ihren Blick durch den Raum gleiten ließ.
Florian starrte die Frau weiterhin bloß an.
Dann riss er sich zusammen. Er konnte diesen Traum nicht so einfach verstreichen lassen. Er musste diese Chance nutzen. Endlich konnte er das machen, das er sich seit Monaten wünschte: Einfach nur noch ein bisschen mehr Zeit mit Annemarie verbringen.
Es war ein wunderschönes Date.
Es war traurig.
Florian und Annemarie lachten, erzählten sich Geschichten und verbrachten unterhaltsame Stunden. Für Florian fühlte es sich an wie eine Ewigkeit, die gleichzeitig viel zu kurz war.
Nach ein paar Stunden stand eine Frau vor ihnen. „Es wird langsam an der Zeit.“ Die Frau lächelte das Pärchen an.
Mit einem Blick auf ihre Uhr begann Annemarie zusammenzupacken. „So spät schon?“
Wie in Trance griff Florian nach seinem Portemonnaie.
„Das geht auf uns.“ Meinte die Frau – Mina stand auf ihrem Namensschild – als sie Florian anlächelte.
Das Pärchen stand dankend auf.
„Und was war der freudige Anlass?“ Annemarie nahm seine Hand, als sie zum Ausgang gingen.
Florian fiel es schwer seine Stimmer wiederzufinden. „Valentinstag.“ Sein Mund war trocken.
Annemarie lachte. „Aber das ist doch erst in zwei Monaten.“
Florian antwortete nicht. Er konzentrierte sich einfach nur auf das Gefühl ihrer Hand in seiner, als sie gemeinsam das Café verließen.
Dann war Florian wieder allein.