Corona, der Hausarrest

Leon Moder

von Leon Moder

Story

Ich wohne im Dorf, was eigentlich sehr gut ist, weil ich – im Gegensatz zu jenen Menschen, die in einer Wohnung leben und im schlimmsten Falle gerade mal ein Fenster öffnen könnten – rausgehen könnte, doch 1. ich bin faul, und 2., wenn ich hinausgehe, steigt mir ein wundervoll-schrecklicher Geruch von Gülle und Tiermist in die Nase. Meine Mama arbeitet im Home-Office, das ist ganz okay. Mein Papa steht früh auf, fährt zur Arbeit und kommt schlecht gelaunt zurück. Mein Hund kommt in mein Zimmer, springt mir auf den Schoß und geht nach einiger Zeit wieder.

Auch ein Vorteil ist, dass man später aufstehen und später schlafen gehen kann, sollte man Home-Schooling haben. Diesen Pluspunkt nutze ich großzügig aus.

Mein Fernseher hat bei mir auch sein volles Potential ausschöpfen können. Mit diesem und ein paar Spielen, dem Handy und auch ab und an hinausgehen habe ich es geschafft, die Zeit bis jetzt ziemlich gut zu überbrücken. Sollte ich mal draußen gewesen sein, betrug die Zeit um Freien meist so zirka eine halbe Stunde. In dieser Zeit trank ich entweder meine Milch mit Kaffee, spiele mit meinem Hund und sonnte mich – sofern das Wetter schön war.

Ich habe auch viele neue Dinge gelernt – diese betreffen aber nicht in jedem Falle etwas Schulisches. Zum Bespiel weiß ich jetzt, wie man sein Handy so schnell und effizient wie möglich versteckt und wie man sich am besten Ausreden überlegen kann. Sehr hilfreich ist der letzte Tipp, wenn man noch im Pyjama am Schreibtisch sitzt und die Kamera einschalten muss, oder man eine Antwort nicht weiß.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es Lehrer nicht ganz so einfach haben, außer man unterrichtet Turnen und Kunst. Einfach einige Übungen den Kindern geben und sie ein Bild zeichnen lassen. Am meisten tun mir allerdings die Lehrer leid, welche Geschichte unterrichten, weil sie alles noch miterlebt haben. Meinen größten Respekt an alle über 60-jährigen Pädagogen, die es schaffen, online Meetings zu erstellen. Meine Oma schafft es gerade so, ihr Smartphone zu bedienen.

Apropos Oma: Bei mir ist es leider so, dass sich mein Taschengeld stark minimiert hat. Großeltern können ihre Enkelkinder nicht so oft sehen, bei mir ist es auch so. “Oma” ist prinzipiell ein Synonym für Taschengeld. Um dies zu bekommen, muss man allerdings die feucht-fröhlichen Küsse der Oma in Kauf nehmen, doch das stört mich nicht wirklich. Es war wirklich entspannend, bei den Großeltern Kekse zu essen, Kuchen zu backen und zu essen, fernzusehen, oder zu spielen und dafür am Ende des Besuches Geld zu bekommen. Ach wie ich das vermisse.

Hoffentlich bekomme ich bald wieder mehr Geld… äh ich meine, sehen wir bald unsere ganze Familie wieder. Obwohl ich kein großer Fan von Familienfesten bin, weil ich immer nur höre, “Du bist aber groß geworden”, oder “So viel hat sich verändert”, vermisse ich das Zusammensetzen mit der Familie schon etwas.

Auf jeden Fall hoffe ich, dass sich die Situation bald zum Besseren wendet. Noch viel Glück an Jeden!

© Leon Moder 2021-05-31

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