von Bettina
In Zeiten wie diesen rückt man mit Freunden und auch mit der Familie, sollte es mal nicht so gewesen sein, wieder näher. Ich empfinde das als wunderschön und so freue ich mich auch ganz besonders auf das Telefonat mit meiner „großen“ Schwester.
Vieles haben wir uns zu erzählen, haben schon lange nicht mehr miteinander telefoniert und gesehen, ohne Schande, haben wir uns zuletzt am 26.12.2019.
Der Grund des Anrufs ist Corona und die Frage „alle gesund“ brennt mir auf der Zunge. Ich bin erleichtert über ihre gute Nachricht.
Warum das? Weil alle meine „großen“ Geschwister „gerade“ oder doch ein bisserl mehr über 60. sind und auch ich, ich bin im „Besitze“ einer chronischen Bronchitis, zur Risikogruppe gehöre.
Wir lachen sind gut gestimmt und ich habe das Gefühl, wir sind uns in der harten Zeit trotz Entfernung viel näher als sonst.
Aus heiterem Himmel – der in einer späteren Story aufgerollt wird – komme ich auf meine Erlebnisse und Erfahrungen mit Papa und Mama, die sie, da „große“ Schwester und weil sie schon selber eine Familie gegründet hatte, nicht mehr im vollen Ausmaß miterleben konnte, durfte, wollte oder musste.
Und so erzähle ich ihr die wahre Begebenheit, als Papa, Mama und ich Besuch von einem politisch anders, als mein Papa, Denkenden bekamen.
Der Grund war hoch anständig. Dieser in unserem Stadtteil, wohl angesehene Mann, wollte mich einfach nur, er war nämlich ahnungslos was die politische, beinah fanatische Einstellung meines Vaters anlangte, aufgrund meiner und Mamas Gesangskünste, als Mitglied für eine Jugendgruppe werben.
Ich fand’s gut. Papa war aber ganz anderer Meinung. Als Oberhaupt der Familie duldete er nur eingeschränkt den Besuch dieses Herren und verschanzte sich in’s Obergeschoss.
Mein Papi war wirklich kein Despot im Sinne von „Kinder ihr befolgt jetzt meine Anweisungen“. Mit nur einer Ausnahme, sollten Frau und Kinder versuchen politisch anders als er zu denken, oder ein Fremder, sprich gut situierter Herr, der nach 10 Minuten oder waren es 15 Minuten noch immer in seinem!!! unserem Haus verweilte und versuchte, fremdes politisches Gut in unsere Familie zu verpflanzen, dann gab es für unseren Papi nur mehr Alarmstufe rot. So etwas ging überhaupt nicht, war ein „no go“.
Nach mehrmals „Türe knallen“ tauchte die Frage in den Augen des stattlichen Herren auf, dass doch noch wer zu Hause sein könnte, obwohl dies mit der Notlüge „Papi hätte einen Auswärtstermin“ verleugnet wurde.
Jetzt war mir klar, das sind die „Notlügen“ der Erwachsenen. Erwachsene dürfen also lügen und auf einmal sind es bloß Notlügen !!!!!
Nachdem dieser politisch denkende, sehr sympathische Herr, unser Haus verlassen hatte, kam unser Papa „schnaubend“ und fast „fauchend“ zu Mama und mir in die Küche mit der Frage: Was hat da jetzt so lange gedauert?
Diese Geschichte war meiner „großen“ Schwester fremd. Wahrscheinlich nahm ich mir nie Zeit sie zu erzählen. Aber jetzt konnten wir, selbst in dieser Zeit, herzlich darüber lachen.
© Bettina 2020-03-18