Corona hat nachgeholfen

Karin_Karibisch

von Karin_Karibisch

Story

Was ich schon lange vor der Corona Krise machen wollte, hat sich jetzt im Sommer gut ergeben. Corona bedingt bin ich endlich nach Salzburg zum Untersberg gefahren. Mystisch, sagenumwoben wird er auch der „Wunderberg“ genannt. Als ich über einen Artikel gestolpert bin, dass es Zeitportale am Untersberg gibt, wollte ich es unbedingt wissen, ich, die Zeitreisebücher verschlingt, wie andere Schnitzel oder Pizza. Es gibt eine sogenannte weiße Hexe die geführte Wanderungen macht. Wir waren mit Walpurgis zu fünft. Sie wusste Bescheid, dass meine Freundin und ich keine Bergsteigerinnen sind, der Osten von Österreich ist nicht mit Bergen gesegnet, wir können kilometerweit in die Ferne blicken ohne dass sich ein Hügelchen ins Blickfeld schiebt. Für mich war die erste Etappe des Unterbergs schon eine Qual. Gefühlte 90° ging es bergauf. Sie ermahnte mich immer wieder, langsam, Schritt für Schritt zu gehen, im hier und jetzt zu sein und an nichts anderes zu denken. Es ist egal was gestern war, es ist wurscht was morgen sein wird, wichtig ist das Jetzt, alles andere spielt keine Rolle. Schwierig für mich, da ich leichte Angst verspürte abzurutschen, mich immer wieder an Bäumen und größeren Steinen anhalten musste. Mit zittrigen Knien schafften wir es bis zu einer Forststraße. Walpurgis wusste, dass ich so gerne eine Zeitanomalie am Berg erleben möchte. „Nur der, der ganz bei sich ist, der kann so etwas erleben“, meinte sie. Ich fühlte mich schon fast ein bisschen berauscht und wirklich angekommen am Berg. Der letzte Abschnitt zur Grasslhöhle ging noch steiler aufwärts als der Beginn. Fast musste ich auf allen vieren vorwärts kriechen, so steil habe ich es empfunden. Herzklopfen und Schwindelgefühle waren mein ständiger Begleiter bis zur Höhle. Steinkreise im Inneren zeugen davon, dass hier Schamanen Rituale abhalten. Walpurgis hatte Wunderkerzen dabei, jede durfte eine anzünden und dabei etwas von sich abfallen lassen, beim zischen der Wunderkerze rief dann jede laut eine Affirmation. „Ich bin glücklich“ war mein Satz und Walpurgis sang ein Lied zu jeder Affirmation. Dann zog noch jede eine Engelskarte, meine war „Glück“. Wie passend, dachte ich. Glück kann ich heute sehr gut gebrauchen, ansonsten komme ich da nicht mehr heil herunter. Der Abstieg, die Schuhspitzen zum Berg weisend, seitlich Schritt für Schritt, anhaltend an Bäumen und Felssteinen… unglaublich dass ich heute hier sitze und die Geschichte schreiben darf. Ansonsten wäre ich „mit Corona“ gestorben in der Statistik verankert. Der Abstieg war eine große Prüfung für mich und dass ich es runter geschafft habe, ohne Schrammen und Stürzen, da bin ich sogar ein bisschen stolz auf mich. Diese paar Stunden mit Walpurgis am Berg beschäftigen mich noch heute. Ja, ich zehre noch davon und Glück steigt in mir auf, ich lächle vor mir mich hin und wünsche mir nichts sehnlicher als dort zu sein, auf dem Wunderberg über den der Dalai Lama gesagt hat: „Er ist das Herzchakra der Welt“.

© Karin_Karibisch 2020-09-09

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