Corona-Pannen

Silvia Peiker

von Silvia Peiker

Story

Fünf Tage vor Heiligabend wache ich mit Halskratzen auf. Panisch wähle ich die Nummer der Corona-Hotline und ich werde zur Teststraße beim Stadion geschickt. Praktisch, denn da kann man im Auto den Gurgeltest machen und es besteht keine Gefahr, andere anzustecken.

Unsere Jüngste und der beste aller Väter sind mit von der Partie, denn wir drei würden gerne im Falle eines negativen Ergebnisses Weihnachten mit den engsten Familienangehörigen zelebrieren.

Gut, dass wir unsere warmen Winterjacken tragen, da die Temperaturen bei der einstündigen Wartezeit im Auto rapide sinken. Endlich darf der beste aller Väter sein Fenster öffnen. Rasch setzen wir unsere Masken auf und lauschen den Anweisungen einer jungen Frau. Sie händigt jedem ein Röhrchen mit der Salzlösung zum Gurgeln, ein weiteres Röhrchen für das Resultat und einen Strohhalm aus.

Eingepfercht im Wagen gibt es keine Möglichkeit, die Utensilien auf eine ebene Ablagefläche zu legen. Die erste Hürde, die kleine Phiole mit der Gurgellösung aufzuschrauben, gelingt mir auf Anhieb. Nun schütte ich gemäß Anweisung die Hälfte der Salzlösung in den Rachen und bringe mein Gaumenzäpfchen zum Glühen.

Wie endlos sich doch 30 Sekunden ziehen können. Während ich die Arie vom Toten Hund gurgle, bemühe ich mich, den Strohhalm, der in eine Plastikfolie eingeschweißt ist, zu befreien. Ich denke an Lukas Resetarits, der bei einem seiner Kabarettauftritte feststellt, dass das Lösen des kaum sichtbaren Kunststofffadens der Klarsichtfolie, in die die Compact Disks stecken, an ein Wunder grenzt. Hätten wir unsere Häuser so eingepackt, wären sie vor Einbrechern sicher.

Atemlos hole ich den durchsichtigen Trinkhalm aus der Verpackung. Doch Erleichterung ist noch keine in Sicht. Denn jetzt muss ich mit einer Hand, während ich in der anderen die Phiole mit der restlichen Gurgellösung jongliere, den Verschluss des zweiten Röhrchens aufschrauben. Bevor ich ersticke, gelingt es mir schließlich mithilfe des Strohhalms, der vom glatten Stoff meiner Jacke abzurutschen droht, das Resultat meiner Gurgelei in die Phiole zu spucken. Mein Gurgelhals brennt jetzt höllisch. Plötzlich kullert der Schraubverschluss unter den Beifahrersitz! Jetzt halte ich zwei offene Röhrchen in Händen und darf nicht aussteigen, um den Stöpsel zu suchen.

Hinter meinem Rücken bahnt sich das nächste Malheur an. Unsere Jüngste hat die widerliche Salzlösung knapp vor Ende der Gurgelfrist verschluckt und darf nochmals gurgeln.

Der einzige, der den Test mit Bravour besteht, ist der beste aller Väter. Ich erhalte einen neuen Schraubverschluss und stelle fest: Männer sind gurgelfest!

Das Ergebnis unserer Gurgelei haben wir nie erfahren, obwohl ich täglich dem Gesundheitsamt meinen gesundheitlichen Status auf elektronischem Weg, der sich täglich verbesserte, gemeldet, und um das ausständige Testresultat gebeten habe. Ob dieses wohl in den Unmengen von Weihnachtspost verloren gegangen ist?

Foto: CDC


© Silvia Peiker 2021-07-26

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