Corona sei Dank

Franzi Buchegger

von Franzi Buchegger

Story

Ich gehöre zu einer Generation, die bei weitem nicht verloren ist, aber oft viel zu viel findet. Wer kennt sie nicht, die ewig Suchenden, nach dem 3.Studienzweig immer noch nicht wissen, wer oder was sie einmal werden wollen. Offene Türen, zahllose Wege und hunderte Möglichkeiten. Sich selbst zu finden unter all den Schichten, den Masken und Trends dieser Zeit, das ist das Problem.

Wir sind auf der Suche und hungern nach mehr. Lebensqualität wollen wir. Wir leben nicht, um zu arbeiten, sondern arbeiten, um zu leben. Rastlos ziehen wir von Event zu Event, dabei sein ist alles und dokumentiert muss es sein auf Instagram und Co. Aber bitte mit Sahne. Heißt Filter, Glanz und Glitter. Bloß keine Pickel zeigen. Augenringe nur als Trophäe nach „3-Tage-Wach-Festival“. #Wokeuplikethis –Fotos bringen mich nur zum Lachen. An schlechten Tagen möchte man weinen, weil man dann glaubt, andere wachen tatsächlich fertig gestylt auf.

Es geht uns gut, zu gut vielleicht? Nagenden Hunger, Krieg und Existenzangst kennen die meisten von uns nicht. Das Elend dieser Welt liegt unter der wohlig warmen Decke unseres Wohlstandes verborgen.

Und doch, die Generation, die alles hat, leidet. Es ist eine Not des Herzens, das sich sehnt nach dem wahren Leben. Ein Leben, das sich lösen kann, von Computerbildschirmen, Social Media und Videospielen. Ein Leben, das offene Arme und echt menschliche Nähe kennt. Ein Leben, das sich nicht verstecken muss hinter Filtern und aufgesetztem Lächeln, wenn es mir eigentlich nicht gut geht. Ein Leben, das Höhen genießt und den Tiefen Raum gibt.

Es geht uns also auch schlecht. Corona hat so einiges in unserem Leben auf den Kopf gestellt. Unsere Generation erfährt zum ersten Mal Einschränkungen, möglicherweise gar Angst vor diesem Virus. Das Außen unseres Lebens wurde radikal minimiert, plötzlich stehen wir mit uns allein zuhause und merken, dass wir die Stille nicht aushalten. Ich frage dich, diesen Text Lesenden, kannst du fünf Minuten in der Stille sitzen, ohne auf Handy, Fernseher oder PC zu starren?

In der Krise eine Chance sehen. Worte, die mir in letzter Zeit immer öfter begegnen. Trotz Lockdown und Maske habe ich gelernt, dass es viele Möglichkeiten gibt, echte menschliche Begegnungen zu erleben. Selbst im Supermarkt, trotz Maske, merken die Menschen, wenn du sie wirklich anlächelst. Diese Pandemie lädt uns auch ein, Stille wieder aushalten zu lernen. Sich selbst zu begegnen, herauszufinden, wer man ist, ohne Glanz und Glitter. Sich zu fragen, was eigentlich das Wesentliche im Leben ist. Und sich diesem Wesentlichen mit ganzem Herzen zu schenken.

Für mich, sind das mein Glaube, meine Familie, meine Freunde. Und ich merke, das hat Bestand, auch wenn es mir wehtut, dass wir nun oft zögern bei Umarmungen. Mittlerweile geht es wieder leichter, einige sind geimpft, schon genesen oder einfach frisch getestet. Ich möchte dich ermutigen und einladen, deiner Sehnsucht zu folgen, das wahre Leben zu suchen und zu wagen!

© Franzi Buchegger 2021-05-02

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