Corona und die Weihnachtszeit

Britta Marx

von Britta Marx

Story

Weihnachten ist für mich die schönste Zeit im Jahr. Ich freue mich immer darauf und genieße den Advent in vollen Zügen. Die wunderbaren Weihnachtslieder – sowohl klassische als auch moderne Musik. Das alles hat für mich eine große Faszination, seit jeher – dieses Gefühl, kann ich nicht beschreiben – alles ist eben „Weihnachten“.

Seit Jahren aber muss ich bedauernd feststellen, dass die meisten Menschen in dieser Zeit besonders viel jammern: keine Zeit, alles so hektisch, lauter Weihnachtsfeiern, keine Ruhe, alles muss perfekt sein, so viele Termine. Erst an den Weihnachtsfeiertagen! Diese lästigen Besuche, jeder will, dass man ihn besucht, jeder will beschenkt werden, will dies und will jenes. Es ist überhaupt nicht besinnlich, nur Stress! Wie gerne würde man sich auf den Geist und den Sinn der Weihnacht einstellen, aber leider – der Stress!

Heuer haben wir – notgedrungen – ein ruhiges Weihnachten vor uns. Wir können nirgends hin, können nicht wie die Wilden einkaufen, Besuche werden auf ein Minimum reduziert – keine Weihnachtsfeiern, alles ruhig.

Da müssten doch jetzt alle aufatmen: Weihnachtszeit, Zeit zur Besinnung, zur Ruhe, zum Genießen, zum Fühlen der weihnachtlichen Stimmung! Man kann seinen Kindern, weil ja zuhause, die schönen Weihnachtslieder vorspielen oder singen, man kann Weihnachtsgeschichten vorlesen und den Kindern den Sinn und die Geschichte des Weihnachtsfestes näherbringen und erklären, dass Weihnachten nicht nur „Beute machen“ und Futtern ohne Ende bedeutet, sondern was dahintersteckt, und was diese „Stille Nacht“ für einen Ursprung hat. Glücklich könnten wir vor dem Adventkranz sitzen und Friede und Liebe einatmen – Advent in seiner ursprünglichen Form.

Weit gefehlt! Es wird gejammert! Denn man darf keine Hektik haben, keine Weihnachtsfeiern, man darf die Mitzi Tante, die einem jedes Jahr auf den Wecker geht, nicht besuchen, man darf nicht tausende Euro ausgeben, um Dinge in Unmengen unter den Weihnachtsbaum zu legen, man darf nicht einmal am heiligen Abend alle jene unter dem Tannenbaum versammeln, die sich im Grunde überhaupt nicht leiden können, und diesen Termin schon im Jänner hassen. Nein! Man muss zuhause sitzen, Ruhe geben und sich zurückhalten.

Wir werden gezwungen, zu der menschlichsten und liebevollsten Zeit des Jahres Rücksichtsvoll, und massvoll zu sein, wir werden gezwungen, für einander da zu sein! Darf denn das wahr sein?

Weihnachten bedeutet nicht: schenken und fressen ohne Ende, sondern Friede den Menschen! Genau das, was der Sinn von Weihnachten ist, wird heuer von uns gefordert, und damit sind wir überfordert.

Freuen wir uns, dass wir einmal ein anderes Weihnachten, ein einfacheres, entschleunigtes Fest erleben, damit wir die kommenden Weihnachten im Kreise all jener, die heuer fehlen werden wieder viel mehr schätzen lernen. Haben wir Corona gebraucht, um einmal wieder zur Besinnung zu kommen?

© Britta Marx 2020-11-24

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