Covid – das Schlimmste seit dem Krieg?

Alois Georg

von Alois Georg

Story

Es ist wohl sehr individuell, wie man diese Aussage bewertet. Gerade lief im Fernsehen der Beitrag bezüglich dieser Aktion: Individuelle Geschichte Schreiben.

Es war heute vor 59 Jahren, dass sich meine Mutter verabschiedete zu einer nötigen Krebsoperation, ich in die Schule, sie ins Spital. „Kommst mich ja am Sonntag besuchen Burli“, das waren die Abschiedsworte damals. Zum letzten Mal besuchte ich sie am vierten Adventsonntag 1961 und als ich am 21. Dezember 1961 nachmittags, ich war im Halbinternat der Piaristen auf der Wiedner Haupstrasse, nach Hause kam, brachte mich meine Großmutter zur Nachbarin Tschrepinko und die beiden alten Frauen erklärten mir, dass meine Mutter vor 2 Stunden gestorben sei.

Am nächsten Tag ging ich in die Schule, der letzte Schultag vor Weihnachten und am Wochenende war dann Weihnachten. Meine Großmutter und ich schmückten den Baum, Weihnachten war anders, alles war anders ab diesem Zeitpunkt. Einige Wochen später lernte ich die Fürsorgerin Trude kennen, ich treffe sie noch heute jedes Jahr. Im Herbst 1962 kam ich ins Schülerheim in der Hartäckerstrasse, die vierte Klasse absolvierte ich im 19. Bezirk und mein Leben begann mit einer völlig neuen Routine.

Ab damals haben sich verschiedene Lehrer und “Erzieher” um mich gekümmert, ich habe neue Freunde gefunden, die Stadt Wien wurde “Vormund” und eigentlich erinnere ich mich nur im Guten an diese “schlimme Zeit”. Ich bin sehr dankbar so viele gute Menschen gefunden zu haben, war es damals die schlimmste Zeit meines Lebens oder doch heute mit dem Coronavirus?

Rund um den Nationalfeiertag höre ich immer, wie stolz wir auf Österreich sein können; mir wurde oft gesagt, dass ich stolz auf mich sein darf, was ich geschafft habe. Ich weiß nicht wieso ich auf unsere Berge stolz sein sollte oder darauf, dass ich gut gelebt habe? Ich bin dankbar hier geboren zu sein, unendlich dankbar gute Menschen gefunden zu haben die mir Ausbildung und Menschwerden ermöglichten. Ich bedanke mich für das Sozialsystem der Stadt Wien, den “Ausländern”, die ich auf meinem Lebensweg kennenlernen durfte und mich sosehr bereichert haben.

Nach all den Jahren von zugegeben Sorgen, Problemen und Schwierigkeiten, trotzdem unglaublich erfüllten Jahren, kann mir dieses „Schlimmste“ nicht wirklich etwas anhaben. Ich lächle und danke für das Gute in den letzten 68 Jahren.

© Alois Georg 2020-12-02

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