Da habe ich mich heute am Morgen ganz schön an der Orangenhaut verschluckt. Nein, nein, nicht an meiner eigenen, daran knabbere ich halt nicht so oft, vielmehr an der des frisch gepressten Orangensaftes. Aber jetzt einmal schön langsam und der Reihe nach:
Vor einigen Wochen ging meine langjährige Beziehung zu Ende. Seither wohne ich bei einem wirklich sehr netten Freund. Doch weil es mich halt irgendwie woanders hinzieht, vielleicht mal vom Land in die Stadt, bin ich jetzt auf der Suche nach einem kleinen feinen erschwinglichen WG-Zimmer.
So surfte ich gestern am Abend noch ein wenig im Internet und schon stach mir ein Kämmerchen in die Augen. Ich speicherte die Nummer der Obermieterin ein, natürlich nicht ohne sie vorher auf eventuelle Tippfehler meinerseits verglichen zu haben. Sogleich schrieb ich ihr dann eine Nachricht:
Liebe M., ich habe von deinem freien Zimmer gelesen. Wer bitte wohnt denn in der WG? Ist ein Parkplatz dabei? Liebe Grüße, Kristina.
Heute am Morgen, beim Frühstück eben, finde ich folgende Nachricht auf meinem Handy vor:
Hallo Kristina, ich denke, du hast leider eine falsche Nummer erwischt. Ich habe kein freies Zimmer zu vergeben. Viel Glück bei der Suche. LG S.
Wir schreiben noch ein paarmal hin und her, und ich frage mich, ist das Zufall oder ein Wink des Schicksals? Ich frage mich, wer ist dieser S.? Wie alt wird er wohl sein? Wie wird er aussehen? Er hat kein Profilbild auf WhatsApp.
Ich bin jetzt weder einsam, noch auf der Suche nach einer sofortigen neuen Beziehung, doch irgendwie glaube ich, das war kein Zufall. Sowieso finde ich, soll man Gelegenheiten beim Schopf packen.
Doch wie soll ich es angehen, frage ich mich. Wie alt bist du? 15 oder 70? Hast du eine Partnerin oder einen Freund? Wie siehst du aus?
Also all das war mir wirklich zu blöd. Schon besser hat mir die Idee gefallen, einfach zu schreiben, dass ich eben glaube, dass das ein Wink des Schicksals ist. Was habe ich schon zu verlieren? Er scheint mir recht nett zu sein. Schlimmstenfalls schreibt er zurück, er ist verheiratet und hat 10 Kinder, oder eben, dass ich ihm halt so gar nicht gefalle.
Doch das traue ich mich halt auch nicht so ganz. Während ich an meiner bunten Collage bastle, fällt mir ein, ich könnte ja eine Geschichte schreiben und ihm den Link dazu schicken.
Et voilà! Hier ist die Story. So ganz traue ich mich noch immer nicht…. Doch früher oder später werde ich den Mut aufbringen. Was habe ich zu verlieren? Nichts!
Ich werde euch berichten.
In diesem Sinne einen guten Rutsch ihr Lieben, bleibt gesund und munter und vielleicht auch ein wenig mutig und verrückt.
Eure Kristina
© Kristina Fenninger 2020-12-30