Da Heinz mant a….

Story

Dieser Satz steht fĂĽr mich fĂĽr ein Frauenbild aus meiner Kindheit. Ăśberall im Dorf waren sie, die Frauen, die, nach ihrer Meinung gefragt, antworteten: Da Heinz, da Hons, da Sepp mant a.

Meine Mutti, die vorwiegend Widerspenstige, gehörte nicht dazu. Vielleicht hat sie das von mir geerbt (hh). Ich musste nur staunen, wenn ich diesen Satz hörte. Die Frau als getreues Echo ihres Mannes. Das funktionierte lange.

Im Matriarchat hieß es wahrscheinlich: Die Marianne, die Mizzl, die Loisl, die Fine, die Resi, die Liese mant a… Das waren die 6 Schwestern meines Vaters, er war der Letzte in der Nahrungskette. Lag an 12. Stelle. Er musste ihre Kittln auftragen. Von ihm kam ein spätes Echo. Er wurde HERRENschneider, warf alle Weiber hinaus, die mit dem Ansinnen kamen, er möge ihre Kittl bearbeiten. Zumindest an schlechten Tagen.

Papa war auf Frauen im allgemeinen nicht so gut zu sprechen. Irgendwann dachte ich einmal ernsthaft darĂĽber nach. Vielleicht war er in/unter einem Matriarchat aufgewachsen. Ich weiĂź nur, dass auch die älteste Schwester ihn schlug. Dass es nicht genug zu essen gab bei den Keuschlerischen. Dass er deswegen mit 10 einen „Ferialjob“ als „Cowboy“ auf einem Feld bei Spittal an der Drau annehmen musste. FĂĽr Kost und Logis, in einem Stadl. Sonntags durfte er 14 km zur Muatta pilgern um eine warme Mahlzeit. Und 14 km zurĂĽck. Das hat alles sicher zu seinem gespaltenen Verhältnis zu Frauen beigetragen. Dabei sah er besonders gut aus und es fehlte nicht an weiblichem Echo.

Also, die „Da Sepp mant a“-Frauen waren eine Spezies, die ich aus den 50/60/70er Jahren kannte. Dann kam Kreisky mit Broda. Die tüftelten herum. Heraus kam eine Rechtsreform. Danach durfte es der Ehemann seiner Frau nicht mehr verbieten arbeiten zu GEHEN. Zum Arbeiten musste man ja außer Haus gehen. IM Haus, das zählt(e) nicht. Beim Hausbau helfen, Kinder aufziehen, stillen, Tausende Stoffwindeln auf einer Waschrumpel waschen, Kuchen backen, Schnitzl panieren, Alte pflegen – und dazwischen Millionen von Socken stricken, das war Hobby. Irgendwas müssen die ja auch tun zu Hause. Sonst wird der Tag zu lang.

Es gab in unserem Dorf nicht wenige Frauen, die zum Sonntagsspaziergang zum See auch ihr Strickzeug mitnahmen. Nur herumspazieren wäre ihnen frivol und sinnlos vorgekommen. So war man an der frischen Luft und kam doch mit einem Paar Socken heim. Ich bin da anders gestrickt. Als eines Tages einer meinte, warum ich seine Hemden nicht (mehr) bĂĽgle, hab i gmant: An dem Tag, wo du anfängst, meine Blusen zu bĂĽgeln, mach ich mit deinen Hemden weiter. Mit die g’schtudierten Weiber is des sowieso a Kreuz. Vor allem mit die Nicht-fertig-G’schudierten.

Ab & zu fing ich schon an mit Socken. 11/2004 z.B. in Moskau, abends allein im Bett. Mittlerweile schreiben wir 2020. Der zweite Sock (ich liebe die männliche Form) ist noch immer nicht fertig, weil ich vergessen habe, wie die Ferse geht. Aber da soll es jetzt auf Youtube was geben.

Bei mir ist da was völlig aus dem Ruder gelaufen.

© 2020-05-25

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