Da Weana Dialekt

Anton Dobrowsky-Ziegelmayer

von Anton Dobrowsky-Ziegelmayer

Story

Als geborener Wiener eines Arbeiterbezirkes finde ich es schade, dass das echte Wienerisch mehr und mehr der hochdeutschen Kabel-TV-Dialektik weicht und Kinder heute eher etwas mit einem „O-Saft“ anfangen können, „ois mit ana leiwonden Partie“.

Der Wiener Dialekt wird von manchen Menschen irgendwie als schlecht oder proletenhaft angesehen, auch ich wurde als Kind öfter von meinen Eltern ermahnt: „Sprich schön!“ Auf diese Weise sehe ich jedoch den Wiener Dialekt bald aussterben, ähnlich dem alten Schönbrunner-Hochdeutsch aus Kaiserzeiten. Mit ein paar meiner künftigen Storys möchte ich dem zumindest ein klein wenig gegensteuern.

Der Wiener Dialekt kann manch einem seltsam oder auch ziemlich derb vorkommen. Dabei haben viele Wörter und Redewendungen einen einfach zu erklärenden Ursprung. Hier die ersten paar:

LEIWOND!(oder auch „leiwand!“)

Ausdruck des Wieners fĂĽr gut oder erstklassig.

Der Begriff kommt aus sehr alter Zeit. Es gibt zwei Theorien. Die eine richtet sich tatsächlich und naheliegend nach dem Wortstamm Leinwand – weiß, hell, unbeschrieben, sauber und somit gut. Eine weitere glaubt aber an die Herkunft des Wortes aus Kleidung aus Leinen, linnernem Gewand, welches zu früheren Zeiten als besonders gut und teuer galt.

I HAU MI ÜBER DIE HEISER (ich haue mich über die Häuser)

Die Aussage entstammt der Gangstersprache in der Biedermeierzeit. Fast jedes Haus hatte einen Hausmeister, der durch ein Gesetz Metternichs angehalten war, das Haustor stets verschlossen zu halten. Wer, aus welchem Grund auch immer, vor etwas fliehen wollte, musste das über die Dächer der Häuser tun. Heutzutage fliehen wir mit diesem Ausdruck eher vor der nächsten Runde Wein beim Heurigen.

BEI MIR HOT A DE OASCHKOATN! (bei mir hat er die Arschkarte)

Ein zugegebener Maßen sehr derber Spruch, jedoch mit einfacher Erklärung. Zur Zeit des Schwarz-Weiß-Fernsehens wollte der Zuseher wissen, welche Karte der Schiedsrichter bei Fußballspielen dem Spieler entgegenstreckte. Und so waren diese angewiesen, die gelbe Karte in der Brusttasche und die rote in der Gesäßtasche zu verwahren. Griff er zu letzterer, musste der Spieler raus. Hat also jemand diese sprichwörtliche Karte bei einem Wiener, will dieser mit ihm wohl längere Zeit nichts mehr zu tun haben.

DER IS JO FETT WIE EIN RADIERER! (beliebter Ausdruck fĂĽr stark betrunken)

Interessant an dieser Redewendung ist, dass sie nicht im Geringsten mit dem Wort “fett” zu tun hat. Wie viele wienerischen Wörter entstammt nämlich auch dieses dem Französischen und kommt vom Wort „Effet“, also dem Spin, den ein Billardspieler der Kugel verpasst, wodurch diese einen Bogen macht und nicht mehr gerade läuft (Wiener Billardspieler geben der Kugel daher auch gern „a Fettn“).

Der Radierer hat sich dann irgendwann dazugeschummelt, weil er in älteren Zeiten stark fetthaltig war, um ihn weich zu erhalten. Er passt jedoch eigentlich gar nicht zur ursprünglichen Bedeutung des ersten Wortes.

© Anton Dobrowsky-Ziegelmayer 2020-12-29

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