Danach, davor und dazwischen

Anna Geier

von Anna Geier

Story

Wenn man plant, wenn man muss, wenn man schon so viel anpacken muss, eigentlich noch nie dagewesen, dann merke ich, das heurige Fest war fast keines und noch dazu ganz anders.

Immer nahm ich in den letzten Jahren die Zeit ernst und habe teilweise raue Nächte vermieden, oder mich ihnen gestellt. Heuer haben diese mir ein Haxerl gestellt. Noch nie wurde bei uns zu Weihnachten geschuftet. Heuer, ergab sich ein geplanter Einsatz. Der ominöse Tag, der Höhepunkt des Einsatzes, war der 26. Dezember, also Stephanitag. Anderswo wird dieser Tag “boxing day” genannt. Wir mussten ihn schon sehr strapaziert haben, den Heiligen. Eigentlich darf man fast nichts an solch einem Tag und heuer erst recht besonders nichts.

Einpacken, schleppen, Auto beladen, vorkochen, natürlich einen Stephanibraten, denn um 14 Uhr ging es los. Eine Übersiedelung vom Marchfeld nach Wien stand an. Gleich eine Überraschung, denn der Aufzug war defekt. Weiter schleppen, Stiegen auf und ab, 3. Stock. Neue Wohnung auf Vordermann bringen, bewohnbar machen, zusammenbauen was an Teilen herumliegt, aufstellen, auspacken, einordnen, Chaos beseitigen, Überblick nicht verlieren, Geräte in Betrieb nehmen. 6 Hände sind nicht viel. Es geht weiter: Bett abbauen, aufladen, zurückfahren ins Marchfeld, verfahren, Umweg, Ungeduld, Hunger groß, Weihnachtsbraten verschlingen. Bett abbauen, anderes aufbauen, Auto beladen und wieder zurück nach Wien. Halt, jetzt war eine Zäsur.

Er stürzte sich auf mich, während ich daneben stand. Ich hätte ihn umarmen können. Habe ich das nicht gewollt? Es ist ja so gefährlich, jemand zu umarmen, aber er nahm keine Rücksicht auf mich und stürzte sich in seiner ganzen Größe direkt auf mich. Meine Hände streckte ich aus, um abzuwehren, um ihn und mich zu stabilisieren. Der Sturz hatte böse Folgen. Es krachte und ein nicht gerade kleiner Weihnachtsbaum auf mich und musste von mir gerettet werden. Viele Kugeln fielen zu Boden, ich machte einen Schrei, denn gefühlte hunderte Blaufichtennadeln bohrten sich in meine strapazierten Arbeitshände. Die Katze lief vor Schreck davon. Die Matratze, die den Anstoß gab und der Auslöser der Misere war, wurde abgesetzt und es gab eine Unterbrechung im Übersiedlungsablauf.

Baum aufstellen und fixieren, nochmals schmücken, zerbrochenen Schmuck aufkehren. Schief stand er da und nach einer Durchschnaufpause ging der Übersiedlungswahnsinn weiter. Ab nach Wien, diesmal ohne mich.

Mittlerweile hat die Katze, die ich zur Betreuung habe, einen neuen Lieblingsplatz unter dem Baum gefunden. Von dort geht sie gar nicht mehr weg.

Der 27. Dezember hatte mit Muskelkater und sonstigem Kater begonnen.

© Anna Geier 2020-12-31