Ich schaue mich um, hier wo ich aufgewachsen bin, hier wo ich so viele Phasen meines Lebens immer wieder weg wollte. Immer wieder zurück kam. Immer wieder geträumt habe, weiter und weiter, größer und wilder. Hier, wo ich die ersten Köpfe mit Ideen und Worten gefüllt have; im Kasten Knöpfe gezeichnet um mich „wegzubeamen“. Hier, wo ich, wenn keiner da war, Musik geschrieben und gesungen habe. Hier, wo ich mich aufgenommen habe und Lesungen für meine Stofftiere gemacht. Hier, wo ich die ersten Filme gemacht habe. Hier, wo ich das Wutbuch geschrieben habe. Hier, wo ich nie zu Hause war und nicht weiß warum. Hier wo es dunkel ist, das Schwarz aus allen Farben. Hier, wo so viel Leben und Liebe ist. Hier, wo ich mich übergeben habe, aber in die Schule musste. Hier wo ich geweint habe, wie nirgends sonst. Hier wo ich Herzen auf den Boden gezeichnet und gespuckt habe. Hier, wo wir gelacht haben, mit meinen Cousinen und meiner Schwester. Hier, wo ich stundenlang vor MTV verbracht habe. Hier, wo ich den Liebeskummer versteckt habe. Hier, wo mein Vater mir alles erlaubt hat um mich auszudrücken. Hier, wo meine Mutter mir früher vorgelesen hat, hier wo ich so viel geschrien habe. Hier, wo wir Angst hatten. Hier wo wir gelacht haben. Hier, wo ich mich hinter der Türe versteckt habe um die Thriller meiner Mutter mitzuschauen. Hier, wo wir jeden Abend gegessen haben, und gemeinsam ferngesehen. Hier, wo ich meinem Vater stundenlang zugehört habe. Hier, wo ich die Kätzchen ins Haus gebracht habe, die dann auf der glühend heißen Heizung lagen. Hier, wo ich zusah wie meine Katze erschlagen wurde. Hier, wo ich vergeben habe, wem das noch mehr weh tat als mir. Hier wo ich in meinem Zimmer gezeltet habe. Hier, wo der Anblick der toten Tiere nach der Jagd weh tat. Hier, wo wir im Hof spielten; Shows gestalteten. Hier, wo ich eine Geisterbahn aus dem Stadel machte, ein Atelier im Hof. Hier, wo wir im „hinteren Zimmer“ musiziert haben. Hier, wo ich Dinge für den Markt gestaltet habe, um meine erste Kamera zu kaufen. Hier, wo ich fotografiert habe. Hier, wo ich morgens das klappern der Stöckelschuhe meiner Mutter geliebt habe. Hier, wo ich mich vor dem Krampus in das Zimmer meiner Eltern rettete. Hier, wo wir Pferdekacke zu Oma brachten. Hier, wo zu Weihnachten alles voller Liebe war, wenn Mutti ein Menü wie aus einem Haubenlokal zauberte. Hier, wo ich dachte alles umkrempeln zu können, aber immer alles gleich blieb. Hier, wo Oma gekocht hat, meine Cousinen immer da waren. Hier, wo wir einen Turm hatten. Und ich ein eigenes zu Hause im zu Hause. Hier, wo Emotionen stark sind – immer wieder waren. Hier, wo ich zerbrochen bin, und immer wieder kreativ wurde. Hier, wo in meiner Erinnerung eine Situation nach der anderen mich prägt und ich alles liebe, obgleich alles so voll ist. Hier, wo Leben war. Andy, so vieles davon auch in seinen Fotos eingefangen hat. Hier, wo ich meine besten Freunde verloren habe. Hier, wo ich nun alleine war. Hier, wo ich immer schon gewusst habe, wer ich bin. Hier, wo ich mich immer wieder gefunden habe. Hier, wo ich mich verloren gefühlt habe, wie nirgends sonst. Hier, wo ich, ich bin. Bin ich das wirklich? Hier, wo ich mich verstecke. Hier, wo ich nicht wirklich bin und niemals war außer in meinen Ideen. Hier wo ich die Polster meines Sofas in die Tür „gemauert“ habe, um dann durchzubrechen. Hier wo ich loslasse, das liebevollste Danke sage, an alle, die es brauchen, wie es ist. Ich gehe. In meine Träume. Um glücklich zu sein.
© the-shapeless-motion 2025-01-11