Darf ich Dich siezen?

Klaus P. Achleitner

von Klaus P. Achleitner

Story

Mit der korrekten Anrede ist es immer so eine Sache. Am Land sieht man das eher pragmatisch. Spricht mich jemand mit DU an, der eigentlich SIE sagen sollte, duze ich zurück. Ältere sprechen Jüngere oft mit DU an, was umgekehrt nicht gilt, aber dennoch vorkommt.

Die Anrede in der zweiten Person Singular, gemeinhin als „Duzen“ bekannt, ist die direkteste und einfachste Form. Im Almtal gibt es den „Du-Stein“. Er bedeutet, dass man ab 1.000 m Seehöhe jeden duzt. Den Generaldirektor, die Frau Professor, den Papst oder den Bundespräsidenten. Der Brauch ist im gastfreundlichen Alpenraum weit verbreitet.

Trucker sind immer per DU, Motorradfahrer sowieso. Sportkollegen tun es und hier auf story.one kennt man es nicht anders. In vielen Urlaubsclubs, bei IKEA und in manchen Tourismusregionen wird gezielt das DU eingesetzt, um eine besondere Wertschätzung zu suggerieren.

So mancher verweist auf die englische Sprache, wo alles viel „easier“ ist, man nur YOU kennt. Dabei entspricht das englische YOU eher unserem IHR, während das alte Du-Wort THOU kaum noch verwendet wird.

Ich persönlich finde die Unterscheidung toll, kann man doch bei fremden Leuten, mit denen man nicht gleich so eng ist, beim SIE bleiben. Versteht man sich mit neuen Bekannten gut, kann man den Übergang zum DU mit einem Bruderschafts-Trinken einleiten. Dass man da keine Bananenmilch trinkt, liegt auf der Hand.

Siezen hat seine Vorteile, etwa in klar strukturierten Hierarchien oder im geschäftlichen Umgang. Mir klingt die Binsenweisheit „DU Trottel sagt man leichter als SIE Trottel“ im Ohr. Siezen hat auch mit Respekt zu tun, was ja nun nicht verkehrt ist. Und wenn man als Ranghöherer oder Älterer jemandem das DU anbietet (niemals umgekehrt), ist das auch ein Zeichen der Wertschätzung, eine Art Belobigung.

Nach der Hauptschule wechselte ich in die Handelsakademie und wurde von den Professoren gesiezt. Wow, dachte ich, jetzt bin ich erwachsen. Zwar wechselten wir rasch wieder zum DU, aber das galt nur vom Lehrer zum Schüler. Erst später duzten wir unsere Frau Prof, die Renate.

Unser früherer Hausarzt, mit einer Adeligen verheiratet, pflegte die Verwendung der dritten Person Singular als Anrede. Das klang dann beim Hausbesuch so: „Wie geht’s IHM denn heute?“ Woraufhin ich nicht maulfaul antwortete „Wie’s IHM geht, weiß ich nicht, MIR geht’s ganz gut!“. Diese Form der Anrede, zuweilen als „erzen“ bezeichnet, ist kaum mehr gebräuchlich, zu „von oben herab“.

Möge MAN meine Texte auch weiterhin so wohlwollend aufnehmen. Wenn sie DIR gefallen, so schenk mir ein Herz, wenn es IHNEN noch besser gefällt, dann bitte ich um einen freundlichen Kommentar. Wenn es IHM beliebt, so möge er mir einfach eine nette Nachricht zukommen lassen. Und wenn EUCH eine Story überhaupt nicht gefällt, dann breitet einfach den Mantel des Schweigens darüber und erzählt es niemandem! Ich verspreche hoch und heilig, es bei DIR/IHNEN/EUCH genau so zu handhaben. Schriftsteller-Ehrenwort!

© Klaus P. Achleitner 2021-08-27

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