von positive_minds
Seine Augen scheinen müde und dunkle Augenringe zieren sein Gesicht. Ich lächele ihn aufmunternd an, was er nicht erwidert und schmeiße ihm fünf Dollar in den Pappbecher. Er hat es eher nötiger als ich und mit einem letzten Lächeln drehe ich mich um, um meinen Weg fortzusetzen. Ich habe kein Danke erwartet, denn es ist normal, dass sich Leute in diesem Zustand schämen. Irgendwie muss ich lächeln, bei dem Gedanken, dass ich ihm helfen konnte. Als es nicht mehr weit zu der Seitenstraße ist, in die ich hinein muss und dadurch den Hafen verlasse, fühle ich mich komischerweise beobachtet. Ich blicke immer wieder nach hinten, doch kann keinen entdecken.Komisch. Ich will gerade in meiner Tasche herumwühlen, um mein Handy heraus zu holen, als mich plötzlich jemand am Arm packt. Erschrocken drehe ich mich um und es ist dieser Obdachlose an der Lampe.
„Lassen sie das! Gehen Sie weg!“
Er stinkt fürchterlich und sein Griff um meinen Arm wird stärker, weswegen ich anfange leicht zu wimmern.
„Ich gebe Ihnen auch mein ganzes Geld! Bitte!“
Ich versuche mich zu befreien und versuche um mich zu schlagen, doch er greift auch nach meinem anderen Arm und hält mich zu fest.
„Ich will kein Geld, sondern lieber ein hübsches Mädchen, wie dich“, säuselt er und sein Atem stinkt fürchterlich nach Vodka. Angeekelt verziehe ich mein Gesicht und vor Angst, dass er mich jetzt hier auf der Stelle vergewaltigt, kommen mir die Tränen. Nein, Mady! Mit einem Mal hebe ich mit voller Wucht mein Knie und treffe seinen Allerwertesten, weswegen er vor Schmerz aufstöhnt und mich loslässt. Für einen Moment, bin ich wie gelähmt und überrascht, dass ich das gerade wirklich gemacht habe und sehe ihm zu, wie er sich auf dem Boden krümmt.
„Du verdammte Göre“, zischt er und mit einem Mal fließt das Blut wieder durch meine Venen. Und ich renne. Ich höre seine Schritte und Rufe hinter mir und zwinge mich zu einem Adrenalinstoß.
„Bleib stehen, du kleine Schlampe!“
Gerade als ich mich umdrehe, um zu sehen, wieviel Abstand ich habe, knalle ich volle Kanne gegen eine harte Brust. Und hätte die Person mich nicht an meinen Armen festgehalten, wäre ich zu Boden gekracht. Ich blicke auf und das erste, was ich sehe, sind grüne Augen. Und ich habe noch nie in schönere geblickt. Für einen Moment vergesse ich, dass hinter mir ein Psychopath herrennt und verschwinde in diese Augen, des jungen Mannes, der eine schwarze Kapuze auf dem Kopf hat, durch die braune Locken hervorluken. Seine Lippen sind aufeinander gepresst und seine Augenbrauen zusammengezogen. Hätte er mich im Moment nicht gerettet, hätte ich mich wohl niemals getraut in seine Nähe zu kommen. Er hat so eine extrem autoritäre Ausstrahlung und sein Blick ist einschüchternd, dennoch kann ich nicht wegschauen.
© Kübra Karaca 2024-07-11