Das Ahrtal und der Nürburgring

GONI

von GONI

Story

Fast 900 qkm groß ist das Gebiet der Ahr und ihrer Zuflüsse. Kleinste Bäche weit verästelt oder verzweigt bilden das Bild der Eifel. Die Ahr fließt in die Mosel und die Mosel in den Rhein. Auch hier überall herrscht das gute Klima des Rheintales. Landwirtschaft und Industrie gibt es nicht, der Weinbau seit Jahrhunderten die einzige Einnahmequelle. Teile des Ahrtales sind Naturschutzgebiet. Die Fluten der Überschwemmungen haben im laufe der Zeit Aulandschaften gebildet, auf denen der Mensch Siedlungen errichtet hat. Nicht umsonst ist der Flusslauf tief in das Gebirge eingegraben und hat schroffe Felsen geschaffen. Es gab kleinere und größere Hochwässer in der langen Geschichte, die bis 1348 zurückreichen. Ca. alle 100 Jahre kommt ein Großereignis dazu, wie heuer im Juli 2021. Fast vergleichbar mit heuer war das Ereignis 1804. 64 Tote waren damals zu beklagen. 1910 wieder 57 Tote. 1918 war es die Schneeschmelze, die die Pegel der Ahr steigen ließen. Das wirtschaftlich unterentwickelte Gebiet erhielt von Berlin eine Genehmigung zu Notstandsarbeiten zur produktiven Erwerbslosenfürsorge aus Steuermitteln bezahlt. Da könnte doch ein Hochwasserschutz umgesetzt werden!

Seit 1904 gibt es den Wunsch nach einer Renn – und Teststrecke für Automobile. Es scheitert an einer Finanzierung. Die Eifel wird als Standort festgelegt. Der Welt größte Renn – und Prüfstrecke mit einer Länge von 28,4 km sollte hier entstehen. Dr. Otto Creutz, Landesrat, Befürworter dieses Projektes, sieht seine Zeit kommen, als Berlin die Gelder für die Eifel freigibt. 1925 wird im Eiltempo das Prestigeprojekt verwirklicht. Nach 2 Jahren ist die Eröffnung. Die nächsten größeren Hochwässer werden erst 2016 und 2021 kommen neben vielen kleinen.

Die Politik hat nur einen Denkhorizont von Wahl zu Wahl. Die Kurzsichtigkeit der Politiker, wir kennen das. Die 20 Generationen an Landesräten seither hatten kein schlechtes Gewissen, aber jetzt gibt es wieder Hilfs – und Steuergelder, was wird damit angefangen?

133 Menschen sind beim heurigen Hochwasser umgekommen, 2 haben Selbstmord begangen, Friedhöfe wurden zerstört und bereits Begrabene ausgeschwemmt.

Die Rennstrecke dient derzeit als Zentrale für alle Einsätze der Rettung, der Feuerwehr und des THW (Technisches Hilfswerk) als Lager für Hilfsgüter, die verteilt werden müssen neben Lebensmittelversorgung und Trinkwasser. Das wird also noch einige Zeit so bleiben. Die Gretchenfrage: Ist es jetzt gut, dass diese Infrastruktur da ist, oder hätten wir sie nicht gebraucht, wäre die Rennstrecke nie gebaut worden?

Ich hatte ein herrlich geschriebenes Gutachten im Internet gefunden, aber nach 8 Std. war es gelöscht. Ich dachte immer, dass Internet vergisst nicht.

© GONI 2021-08-16

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