Das Anekdötchen vom Klöchen

Es war um die Weihnachtszeit. Ich lebte schon 4 Monate auf Gran Canaria in einer Wohnung, die zu Hause nicht hätte als Wohnung durchgehen dürfen. Ich hatte Besuch aus der Heimat. Unter anderem besuchte mich eine sehr gute Freundin, die unerschrocken ist. Sie stören keine Spinnen oder sonstiges Ungeziefer. Ich war schon immer ängstlich bei allem, was klein und schnell war und keine Miete zahlte. Als ich die erste Kakerlake in meinem Zimmer sah, sie rannte an der Luftmatratze einer anderen Freundin entlang unter den Schrank, berichtete ich natürlich jedem davon. Das Ding war immerhin 10 Zentimeter groß und flitzte einfach so durch mein ganzes Zimmer. Die Freundin, die mich nun besuchte, sagte, ich solle mich nicht so anstellen. Sei doch alles nicht so schlimm, so eine kleine Kakerlake. Wer hätte da schon Angst.

Es dauerte etwas, bis ich nach diesem Anblick wieder schlafen konnte. Zumal eine Suche im Internet ergab, dass Kakerlaken des nachts über schlafende Menschen laufen würden. Der/Die Schlafende würde das nicht merken, weil Kakerlaken ihre Beinchen so schnell bewegen würden. An Schlaf war hier nicht mehr zu denken. Meine Freundin lachte mich aus, bis zu diesem für sie verhängnisvollen Tag.

Wir kamen gegen 2 Uhr morgens mit der Fähre aus Teneriffa zurück. Müde und erledigt von den Eindrücken des Tages wollen wir nur eins: Ins Bett und schlafen. Meine Freundin ging vor mir in unser Bad oder zumindest in den Raum, den wir so bezeichnen, weil dort die Waschmaschine, ein Klo, ein Waschbecken und etwas, das wir als Dusche bezeichneten, waren. Kurz nachdem meine Freundin im Bad verschwunden ist, erschütterte das ganze Haus – und ich bin sicher den ganzen Block – ein markerschütterter Schrei. So schnell ich konnte stand ich vor der Badezimmertür, die wegen des Wasserschlaues der Waschmaschine nicht ganz geschlossen war.

Vorsichtig fragte ich sie, was passiert sei. Ein klägliches: „da, da, da sitzt eine Kakerlake im Türrahmen. Ich komme hier nie wieder raus,“ war die Antwort meiner Freundin. Obwohl ich mir vor Lachen am Liebsten den Bauch gehalten hätte, befreite ich meine Freundin aus dem Bad. Als Belohnung erhielt ich keinen Dank, sondern eine Entschuldigung. Kakerlake von Angesicht zu Angesicht in dieser Größe sind eben doch keine Kleinigkeit.